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DONAUSCHWÄBISCHE BIOGRAPHIEN
DANUBE SWABIAN BIOGRAPHIES
BIOGRAPHIES DANUBE-SOUABES


 
MARIE EUGENIE DELLE GRAZIE (1864-1931)
 
Eine vergessene donauschwäbische Dichterin und ihre Vorfahren
Als ihre Mutter ihre erste schwere Stunde nahen fühlte, suchte sie auf ärztlichen Rat Anfang August 1864 die Stadt Weißkirchen auf und nahm im Bahnhotel, dem sog. „Stitzschen Garten“ Logis, wo ihre Erstgeborene an einem Sonntag das Licht der Welt erblickte: Marie Eugenie delle Grazie wurde am 14. August 1864 in Weißkirchen/Banat geboren. Drei Tage nach der Geburt, am 17. August 1864 wurde das Mädchen in der Weißkirchner katholischen Pfarrkirche getauft. Ihre frohe und glückliche Kindheit verlebte sie teils in Weißkirchen und teils in Bersaska. Nach dem Ableben ihres Gatten sah sich die Mutter Ende 1874 veranlaßt mit ihren beiden Kindern nach Wien zu ziehen: Marie Eugenie war 11 Jahre alt. In Wien besuchte sie die Mädchenbürgerschule und danach über ein Jahr die Lehrerbildungsanstalt in St. Anna. Eine ernste Erkrankung hinderte sie jedoch, den Lehrberuf zu ergreifen.

Nachdem sie sich schon seit ihrem 14. Lebensjahr mit dichterischen Versuchen befaßt hatte, veröffentlichte sie 1882, im Alter von 18 Jahren unter dem Titel „Gedichte“ ihr erstes poetisches Werk, das günstig aufgenommen wurde. 1885 erschien ihre Tragödie „Saul“, die der Verfasserin ein Literaturstipendium,
den sog. Grillparzer-Preis eintrug; auch erhielt sie ein Staatsstipendium von 1.000 Gulden. Ihr ständiger Aufenthaltsort war Wien. Den Winter verbrachte sie meist in Italien, der Heimat ihrer väterlichen Vorfahren. 1901 erhielt sie den Bauernfeld-Preis, 1906 den Volkstheater-Preis und 1916 den Ebner-Eschenbach-Preis.

Marie Eugenie delle Grazie betätigte sich auf dem Gebiet der Lyrik (Gedichte 1882, Italische Vignetten 1892), des Epos (Hermann 1883, Rebespierre 1894), des Dramas (Saul 1885, Moralische Walpurgisnacht 1896, Schlagende Wetter 1899, Der Schatten 1900, Zu spät 1903, Arme Seelen 1904, Ver sacrum 1906), der Novelle und Erzählung (Die Zigeunerin 1885, Der Rebell 1893, Bozi 1893, Liebe 1902/04, Vom Wege 1904/06, Traumwelt 1906, Wunder der Seele 1913, Das Buch des Lebens 1914, Die weißen Schmetterlinge von Clairvaux 1925, Titanic 1928) und des Romans (Heilige und Menschen 1909, Vor dem Sturm 1910, Das Buch der Liebe 1916, Eines Lebens Sterne 1919, Der Liebe und des Ruhmes Kränze 1920, Unsichtbare Straße 1926 und (ihr letztes in Druck erschienenes Werk) Die Empörung der Seele 1930).

Ihre Dramen wurden auf verschiedenen Bühnen Deutschlands und Österreichs, sowie des Auslands aufgeführt und viele ihrer Werke in fremde Sprachen übertragen. Marie Eugenie starb unverheiratet nach längerer Krankheit an Leukämie am 18. Februar 1931 in Wien und wurde am 20. Februar 1931 auf dem Döblinger Friedhof im Familiengrab beigesetzt.

Von sich selbst bekannte sie:

Das Geschlecht delle Grazie stammt ursprünglich aus Venedig, wurde der autochthonen venezianischen Bevölkerung zugeschrieben, war römisch-katholischer Konfession und gehörte dem Kaufmannsstand an, der das ausschließliche Privileg des venezianischen Adels, der Nobili, war. Der Vater der Dichterin, Cäsar delle Grazie, geboren am 16. November 1817 in Smyrna,  kam als Oberinspektor der K. K. Privilegierten Ersten Donaudampfschiffahrtsgesellschaft in das Banat. Wegen seiner starken Kurzsichtigkeit trat er jedoch aus dem Dienst dieses Unternehmens und wurde Direktor des Kohlenbergwerks des Wiener Großindustriellen Karl von Klein in Drenkowa/Banat. Er wohnte und speiste im Gasthof „zur Kaiserin Elisabeth von Österreich“ in der benachbarten Gemeinde Bersaska. Im August 1863 verlobte er sich mit der Tochter des Hauses, Maria Melzer. Die Ehe wurde am 16. September 1863 in der Pfarrkirche von Weizenried geschlossen. Der Bräutigam stand bereits im 46. und die Braut erst im 16. Lebensjahr. Cäsar delle Grazie starb bereits im Alter von 55 Jahren am 14. Februar 1873 an Wassersucht und wurde in Bersaska beerdigt.

Die Mutter der Dichterin, Maria Melzer, wurde 1847 als einziges Kind des Anton Franz Melzer und der Katharina Tremper geboren und sechs Jahre im Pensionat der Baronin Hundt in Weißkirchen erzogen. Im Jahre 1857, nach dem Ableben ihres Vaters Anton Franz Melzer wurde ihr späterer Stiefvater Raimund Stippel zu ihrem Vormund ernannt. Nachdem sie viele Jahre nach dem Tode ihres ersten Ehemannes zum zweitenmal heiratete und zum zweitenmal verwitwete, starb sie hochbetagt am 8. April 1927 auf ihrem väterlichen Erbsitz, in ihrem Geburtshaus, dem Hotel zu Bersaska.

Der Großvater der Dichterin mütterlicherseits, Anton Franz Melzer, wurde am 1. April 1808 in Langenau bei Haida/Böhmen geboren. Sowohl sein Vater Johann Anton, geboren 25. August 1767, als auch sein Großvater betrieben in ihrem Geburtsort Langenau das Schneidergewerbe. Die Großmutter Maria Anna Krause, geboren 25. Juli 1767 in Neuland a. Rall, war Tochter des Taglöhners, Bauern und Gärtners Josef Krause in Oberdorf bei Neuland a. Rall und seiner Ehefrau Anna Dorothea Göthe. Die Eltern von Anton Franz Melzer heirateten am 7. Juli 1794 in Langenau.

Die Großmutter der Dichterin mütterlicherseits, Katharina Tremper, wurde am 16. Mai 1822 in Blumenthal/Banat geboren und kam mit ihren Eltern in früher Jugend nach Werschetz, wo ihr Vater das Bürgerrecht erwarb. Ihr Vater Franz Tremper wurde am 4. Juni 1779 in Blumenthal als Sohn des aus dem Kurfürstentum Mainz stammenden Augustin Tremper geboren und heiratete am 12. August 1798 in Blumenthal Katharina Reginald.
 

A h n e n l i s t e :
 
I. Probandin
II. Eltern
III. Großeltern
IV. Urgroßeltern
V. Alteltern

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Letzte Überarbeitung: / Last update: / Dernière mise à jour: 22.08.1998
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