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Aus der Schweiz und nach Amerika

Geschichtskunde: Heidi Banse begeistert beim Odenwald-Forum am Beispiel ihrer Vorfahren für die Ahnenforschung

HUMMETROTH. Ein alter Koffer, den sie beim Aufräumen der elterlichen Scheune fand, wirkte bei Heidi Banse wie die Initialzündung: Die Hinterlassenschaft ihrer Jahrzehnte zuvor verstorbenen Großmutter animierte die Michelstädterin zur Familienforschung. Von ihren Erfahrungen mit diesem Hobby berichtete Banse beim jüngsten Vortragsabend des Odenwald-Forums, einer Runde von der Regionalgeschichte zugewandten Persönlichkeiten aus der gesamten südhessischen Region. „Familienforschung macht Spaß – Auf der Suche nach den Ahnen“ betitelte die Referentin ihre Ausführungen, über die sich Vorsitzender und Organisator Wilhelm Gieg vom Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach deshalb besonders freute, weil Banse der jüngeren Generation zuzurechnen ist und mit ihren Sondierungen vor nicht allzu langer Zeit begonnen hat.

Beides nahm Gieg als Beweis dafür, dass Familienforschung nicht nur besonders reife Zeitgenossen mit langer Erfahrung in diesem Genre zu faszinieren vermag. „Familienforschung macht Spaß“, lautete denn auch die Kernaussage der Referentin. Der im Fall von Heidi Banse so bedeutungsvolle Koffer enthielt, wie die Familienforscherin erzählte, alte Bücher und Schreiben, darunter Briefe des in Zweiten Weltkrieg in der Ukraine gefallenen Sohns der Großmutter und ein Bild mit der Aufschrift „Bruder Heinrich“, das laut das Fotografen-Aufschrift in Bucyrus/ Ohio aufgenommen war. Das weckte bei der Enkelin Erinnerungen: Hatte die Oma nicht oft von einem nach Amerika ausgewanderten Bruder erzählt ? Wie dessen Schicksal auf die Spur zu kommen wäre, wollte Heidi Banse wissen – und fand bei der Auswanderungsforscherin Ella Gieg (Rimhorn) Rat.

Ihren Forschungsansatz legte die Referentin mit einer umfassenden Ahnenerfassung der Rexroths, von denen bereits ausführliche Daten in Deutschen Geschlechterbüchern veröffentlicht sind. Mit eigenen Recherchen im Internet sowie im Stadtarchiv in Michelstadt und der Familienforschungsstelle im Kreisarchiv ergänzte Banse die Daten. Über ihre Computerarbeit stieß die Wissbegierige auf die Forscherin Mary Ross in Columbus/Ohio, die ihrerseits bereits in Europa recherchierte und dabei im Haus Gieg in Rimhorn weilte. Mary Ross versorgte Heidi Banse mit vielen Details über jene amerikanischen Rexroths, die ihren Ursprung im Odenwald haben.

Auf diese Weise kamen Kontakte zu Shirley Rexroth-Briggs in Nebraska zustande, die der Odenwälderin unter anderem die Kopien der Einwanderungspapiere eines Henry Rexroth eintrugen – niemand anderem, als jenem Bruder Heinrich auf dem Bild in Omas Koffer. Doch nicht nur der Auswanderer Rexroth interessierte die Familienforscherin, sondern auch die Einwanderung der Familie.

Denn wie die Nachfahrin herausfand, stammen die Odenwälder Rexroths wohl von der gleichnamigen Familie in Wanfried an der Werra ab. Denn von dort hatte sich Johannes Rexroth zunächst mit den Solmschen Reitern auf den Weg gemacht, hatte an der Schlacht am Weißen Berg westlich von Prag teilgenommen und war nach Smirschitz bei Königsgrätz gekommen, wo sein Sohn Wenzelaus geboren wurde. Und der schloss sich 1651 „dem obersten Grafen“ an und kam so nach Erbach.

Die Wanfrieder Rexroths führten das Familienwappen der Ritterfamilie Rexroth mit zwei Flügeln in Blau und Silber – ein Zeichen von bestechender Ähnlichkeit mit dem Familiensymbol der Nachkommen des 1899 verstorbenen Schmiedemeisters Johann Nikolaus Rexroth in Rimhorn; in ähnlicher Form findet sich das Motiv in einem Wohnzimmer in Michelstadt.

Neben der Rexroth-Linie beschäftigte sich Heidi Banse auch mit ihren Vorfahren namens Brunner, geschichtskundlichen Erkenntnissen zufolge wie viele andere Sippen einst aus der Schweiz in den Odenwald eingewandert. Wie die Referentin sagte, hat dies die Wiederbesiedlung des Odenwalds nach dem Dreißigjährigen zu ihrem Lieblingsthema gemacht. In der eigenen Familie sind zwei Gruppen von Einwanderern besonders stark vertreten: die Schweizer und die Wallonen. Hier will die Forscherin weitere Recherchen anstellen, um mehr Details herausfzuinden und später eventuell eine Namensliste der Einwanderer in den Odenwald zu erarbeiten.

Mit ihrer Ururgroßmutter Carolina Friedrika Brunner ist Heidi Banse schon weitgehend fündig geworden. Diese Frau gehörte zur Generation der Einwanderer in den Odenwald.

gi 11.2.2003

Darmstädter Eco 11.02.2003

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