Heimatkunde: Michelstädterin schreibt Buch über ihre Vorfahren Mit
ihren Forschungen und deren Ergebnissen hat sie in den vergangenen
Jahren die Heimatkunde im Odenwald um interessantes Wissen erweitert. Nun hat Heimatgeschichtlerin Heidi Banse (Michelstadt) über ihre wichtigsten Themen ein Buch geschrieben.
MICHELSTADT.
Mit ihren Forschungen und deren Ergebnissen hat sie in den vergangenen
Jahren die Heimatkunde im Odenwald um interessantes Wissen erweitert.
Nun hat Heimatgeschichtlerin Heidi Banse (Michelstadt)über ihre wichtigsten Themen ein Buch geschrieben. „Wenn
man das Leben seiner Vorfahren verstehen will, dann muss man forschen
und suchen“, sagt Heidi Banse und beschreibt damit Motivation und
Inhalt ihres Hobbys. Die Michelstädterin ist in der Regionalkunde
tätig und hat als Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins Lützelbach
(HGV) schon eine Reihe interessanter Themen recherchiert. Nun hat sie die wichtigsten Ergebnisse aus zehn Jahren Forschung in Buchform gefasst. „Odenwald-Forum
– Zehn familiengeschichtliche Vorträge“ heißt ihr Werk. „Das Werk Heidi
Banses ist eine ziemlich einzigartige Kostbarkeit“, lobte bei der
Vorstellung der Arbeit Lektor Werner Traut (Michelstadt). Zu verdanken
hat dieses Juwel die heimatkundlich interessierte Öffentlichkeit einem
Schrank auf dem Heuboden der Großmutter Banses. Dort fand die
Michelstädterin alte Fotos und Unterlagen. „Das hat meine Neugier
geweckt und mich nicht mehr losgelassen“, erinnert sie sich heute. Sie
vertiefte sich in die Vergangenheit ihrer Familie und kam bald zu einem
ersten Erfolgserlebnis, das sich als zweites Schlüsselereignis für die
Heimatforscher-Karriere erwies: Der Bruder der Großmutter war 1880 nach
Amerika ausgewandert und seitdem nicht mehr auffindbar. Heidi Banse
stöberte den Lebensweg des Verwandten auf und identifizierte die vielen
Nachkommen des Manns, der 1887 die amerikanische Staatsbürgerschaft
erhielt. „Die Rexroths: eine Schmiedefamilie – weltoffen und dem Eisen
verbunden“, heißt das Kapitel ihres Buchs, indem sich Banse eben der
eigenen Familie widmet. Eine weitere Entdeckung unter ihren Vorfahren
führte die Odenwälderin nach Klein-Heubach, wo einst Anna Maria Conrad
lebte. 1623 als Hexe denunziert, verfolgt, inhaftiert und gefoltert,
gelang ihr die Flucht nach Frankfurt. Dort schrieb sie Gnadengesuche,
die Heidi Banse ausfindig machen konnte. „Dokumente der Hexenprozesse
findet man in den Nazi-Akten, denn sie haben sich sehr für die
Hexenprozesse interessiert“, erklärt die Autorin. Neun Millionen Frauen
habe die Hexenverfolgung das Leben gekostet. Den friedlichen Gegenpol
in Banses Forschung bildet Elisabeth von Thüringen. Wie die Forscherin
erklärt, wird dem Erbacher Grafenhaus gar eine Nachkommenschaft zur
Heiligen Elisabeth nachgesagt. Da ist es nicht weit zur
Grafenhaus-Geschichte selbst, die in mehreren Beiträgen des Buchs
aufgegriffen wird. „Schloss Fürstenau und seine Bewohner im 16. und 17.
Jahrhundert“ sowie die „in Stein gemeißelte Familiengeschichte der
Grafen zu Erbach“ heißen zwei Kapitel. Denn 200 Jahre lang diente der
Chorraum der Michelstädter Stadtkirche als letzte Ruhestätte der
Grafenfamilie. „Das Leben der Odenwälder hing unmittelbar mit der
Grafengeschichte zusammen“, erklärt Heidi Banse, warum sie diesem Thema
so viel Wert beimisst.... Der Dreißigjährigem Krieg. „Ein aktuelles
Thema“, findet die Autorin . „Lässt sich hier doch der Frage nachgehen,
wie die Integration im 17. Jahrhundert gelöst wurde.“ Hinter dem Titel
„Die Schnellbachers“ verbirgt sich die „Geschichte einer
Schulmeisterdynastie “, die mit einem armen Soldaten auf der Burg
Breuberg beginnt. In „Schwarze Gestalten widmet sich die Forscherin
weniger glücklichen Familiengeschichten : Sie erinnert an die Köhler,
„die ärmsten Menschen des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts im
Odenwald“. Sie lebten oft mit ihrer Familie in ärmlichsten Hütten im
Wald an den Kohlplätzen, wo auch die Babys geboren worden; viele
überlebten nicht. „Einfach ist es mit der Recherche heimatkundlicher
Themen meist nicht“, fasst die Fachfrau mit Blick auf ihr Hobby
zusammen, „vor allem, weil beim Bombenangriff auf Darmstadt am 11.
September 1944 sehr viele Dokumente aus dem Odenwald verbrannt sind.“
Das aber mache ihre Tätigkeit für sie nur noch interessanter und
wertvoller. „Für mich haben sich mit der Geschichtsforschung nach den
Familien- und Berufsjahren neue Türen geöffnet“, erklärt die Autorin,
„ein Wissen und sehr viele Begegnungen, die ich nicht mehr missen
möchte.“
27. März 2013 | | glb |
Echo-Online 27. März 2013 |