Vorgeschichte in Generationen
Wo die Vorfahren der Schmerse im 13. Jahrhundert lebten und wie sie hießen, wird nicht mehr nachzuweisen sein. Aber was sie erlebt haben und was zu ihrer Zeit in der Neumark aktuell war, soll hier in kleinen Teilen, nach Generationen getrennt, angegeben werden.
1. Primus Schmerse, * um 1235 in Schmergow, Brandenburg, etwa 1305 in Kernein (L.).1 Er lebte möglicherweise als jüngerer Sohn eines Bauern im zum Kloster Lehnin gehörenden Dorf Schmergow, eine slawische Gründung mit der Namensbedeutung Morchelort (von smardz = Speisemorchel). Er wurde von den Cisterciensern vielleicht in den 1260ern als Siedler für das neue Dorf Kernein in der Kastellanei Zantoch angeworben und brachte den Familiennamen als Ableitung der Herkunft mit. Erleichtert wurde dies durch die zu dieser Zeit stattfindende Auflösung der bestehenden Villikationsverfassung, durch welche soviele Leute zu "freien Landsassen" wurden, die nun zum großen Teil in den Neuländern östlich der Elbe ein neues Eigen suchten.
Das Dorf Kernein (Karnino, Kernyn = "Siedlung an der Wasserrinne") hatte einst Herzog Wladislaus der Speier (sputator) von Polen für treue Dienste im Kriege einem gewissen Hermann mit dem Beinamen der Schütze (ballistarius) geschenkt und ihm das Recht der freien Verfügung darüber gelassen, 1252 schenkte dieser das Dorf dem Abt Michael des Klosters Paradies, nicht aus Großmut, sondern um denen, welche sich im Lande niederlassen wollten, mehr Mut zu machen, hierher zu kommen - nach dem Mongoleneinfall 1241 gab es eine furchtbare Öde und keine Käufer für Güter. Das Cistercienserkloster Paradies war eine Filiale von Lehnin, welches von allen in der Mark Brandenburg vorhandenen das älteste und ansehnlichste war; es besaß 24 Dörfer und mehrere Vorwerke, darunter das Dorf Schmergow (wenig weiter entfernt liegt Schmersau bei Stendal, ein weiterer möglicher Herkunftsort).
Die Mönche von Paradies legten beim Dorf Kernein ein Gut, einen Mönchhof, an, vermutlich die spätere Kuhburg; sie pflegten ihre neuen Besitzungen innerhalb weniger Jahre mit deutschen Bauern zu besiedeln, namentlich seit 1257, der Gründung der Stadt Landsberg. Im gleichen Jahre bestätigte Herzog Przemislaus von Polen dem Kloster Paradies Kernein und das deutsche Recht. Bei dem großen Umfang des ihnen zur Kultur überwiesenen Bezirkes hatten die Klöster viele Arbeitskräfte nötig, den sie als Nachschub aus den Mutterklöstern erhielten.
Dieser Teil des "Landes über Oder" ging 1266 an die ältere stendalische Linie des Markgrafen Johann, die Dörfer südlich der Warthe gehörten jedoch noch zur Diözese Lebus und es gab noch lange Kämpfe um Zantoch und Driesen. Markgraf Albrecht nutzte den Tod König Przemislaws von Polen am 8 Feb 1296, um auch von den südlich der Warthe gelegenen Teilen Besitz zu ergreifen.
Kinder:
2. i Secundus Schmerse * um 1270.
Zweite Generation
2. Secundus Schmerse, * um 1270 in Kernein (L.),1 etwa 1340 in Kernein (L.).1 In den Jahren 1311-17 herrschte Pest und Hungersnot, zudem wurde das Land durch Überschwemmungen heimgesucht. 1319 verkaufte Markgraf Waldemar Kerneins Nachbardorf Glinik (Altensorge) der Stadt Landsberg, die Stadt erhält eine Stadtmauer. 1323 folgten die bayrischen Wittelsbacher als Herrscher Brandenburgs den Askaniern, 1325 schenkte Markgraf Ludwig der Ältere das Nachbardorf Eulam der Stadt Landsberg. Damit vollzog sich die erste größere Erweiterung des Stadtbesitztums auf dem linken Ufer der Warthe und ergab damit die Notwendigkeit einer Brückenanlage über die Warthe und die Schaffung eines auch bei höherem Wasserstande passierbaren Dammweges durch das Bruch. 1326 wird der Landkreis von den Polen verheert, etwa 140 Dörfer wurden ein Raub der Flammen, im Nachbardorf Dechsel war noch nach 20 Jahren kein Haus wieder erbaut.
Kinder:
3. i Tertius Schmerse * um 1300.
Dritte Generation
3. Tertius Schmerse, * um 1300 in Kernein (L.),1 etwa 1370 in Kernein (L.).1 Nach 1330 war die Ruhe in der Mark wieder hergestellt, aber nachdem Jahr um Jahr die Heerscharen umhergezogen waren, waren weite Landstrecken in Wüsteneien verwandelt, ganze Dörfer bildeten einen einzigen Trümmerhaufen. Das Landvolk war verarmt und vollkommen ausgesogen, religiöser Unfriede und der Bannfluch des Papstes lastete auf den Bewohnern. 1345 erhielt Landsberg gelegentlich einer großen Feuersbrunst von Ludwig von Bayern das noch wüst liegende Dechsel geschenkt. Es beginnt der Bau der Marienkirche in Landsberg. Am 11 Okt 1347 wurde Karl IV. Nachfolger von Kaiser Ludwig; dessen Sohn, Markgraf Ludwig der Ältere, bemühte sich um einen Gegenkönig, während in der Mark als Erlöser der "falsche Waldemar" auftrat, der angeblich aus dem gelobten Land zurückgekehrte Markgraf. 1350 zog die Pest durch die Mark. Wenczko, Schulze zu Kernein, hat 1359 einen Streit mit dem Kloster Paradies, der Schulze von Gennin verbürgt sich für ihn. Im Dezember treten sie wieder in gutes Einvernehmen. Der Schulze leistet für sein durch ihn und seine Freunde gegen das Kloster begangenes Unrecht durch Zahlung einer Geldbuße von 10 Mark poln. Gr. Genugthuung und verspricht außerdem, dem Kloster durch Gefälligkeiten gute Dienste erweisen zu wollen. Die Verständigung findet vor dem Bürgermeister und den Rathmannen zu Meseritz statt.
Kinder:
4. i Quartus Schmerse * um 1335.
Vierte Generation
4. Quartus Schmerse, * um 1335 in Kernein (L.),1 etwa 1405 in Kernein (L.).1 Markgraf Otto erlaubt dem Rath der Stadt Landsberg am 29 Mär 1372, daß er Kernein hegen, frieden und schirmen kann. Die Stadt hat sich gegen Polen hin eine neue Schutzwehr geschaffen, indem sie am 30 Mär 1372 den Mönchehof, südlich der Warthe zwischen der Stadt und Kernein gelegen, ein befestigtes Feldkloster (die spätere Kuhburg), dem Kloster Paradies abkaufte. Daß die Stadt in der Lage war, 80 Schock Prager Groschen dafür auszugeben, zeugt gewiß auch von günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Bewohner von Kernein sollen von allen Zöllen befreit sein, aber die an dem Damm belegene Brücke, die gewöhnlich Mönchsbrücke genannt wird, unterhalten und nöthigenfalls erneuern, sonst erlischt die Zollfreiheit. Die Grenzen gehen von zwei Bäumen, die Honig haben, bis zur Warthe und von der Wiese Roßwiese und Lagodien durch einen Graben bis Eulam; das von dieser Linie der Stadt zunächst gelegene Gebiet gehört fortan der Stadt, ausgenommen die Fischerei in der Warthe (nicht etwa in dem heutigen Strom, sondern in der alten Warthe bei Seidlitz) bei Roster (?) und den drei Seen Marthsee, Orle, Finkenton, die dem Kloster verbleiben. Auf dem Retsin soll der Rath fischen, die alten Honigbäume verbleiben dem Kloster, die neuen dem Rath. Von Michaelis an sollen die Kloster-Pferde und -Rinder und die des Raths das beiderseitige Gebiet nicht betreten, um die Saaten zu schonen. Mit Ausnahme der drei Wiesen Roßwiese, Lagodz und Bertwiese können die Mönche in den Sümpfen ihr Vieh weiden, von Michaelis ab auch auf diesen Wiesen. Wer sein Heu dann noch nicht herunter hat, muß es einzäunen. Streitigkeiten, die etwa entstehen, sollen vor dem Schulzen in Landsberg oder in Paradies entschieden werden. Daß Kernein von den die Stadt Passirenden beschädigt werde, will der Rath nach Kräften verhindern, ebenso sichern sich beide Theile Hilfe zu, wenn der eine sie von dem andern fordert. Für die Feldmarken und Wiesen, die der Rath schon seit lange vom Kloster erworben hat, giebt er wie bisher jährlich 12 Pfd. Pfeffer.
Der Rath der Stadt bittet am 21 Jun 1372 den Bischof von Posen, daß Dechsel und Eulam aus der Parochie Kernein ausscheiden mögen. Im Frühjahr 1373 trat eine große Überschwemmung der Warthe ein, durch die der jetzt auch durch das Bruch führende Dammweg und zahlreiche Brücken desselben eingerissen wurden. Am 15 Aug 1373 verkauft Markgraf Otto die Neumark an die Luxemburger. Am 6 Jun 1385 war Landsberg in der Lage, vom Kloster Paradies das ganze Dorf Kernein mit der oberen und niederen Gerichtsbarkeit und allen Pertinenzien an Äckern, Wiesen, Fischereien, Honigbeuten, Jagden usw. als Erblehn zu kaufen und dafür in zwei Jahren je 150 Schock Gr. zu bezahlen. Die Streitigkeiten, Zwietracht und Feldzüge, die zwischen dem Kloster und dem Rath von Landsberg und einzelnen Bürgern seit alten Zeiten gewesen sind, namentlich mit den Wedel's und besonders Ticze von Wedel, der in ihren Dörfern und Gütern Räubereien begangen und in dem Dorf und Klostergut Kernein einen Brand verursacht hat, sollen beglichen sein.
Kinder:
5. i Quintus Schmerse * um 1370.
Fünfte Generation
5. Quintus Schmerse, * um 1370 in Kernein (L.),1 etwa 1440 in Kernein (L.).1 1402 geht die Neumark in den Pfandbesitz des Deutschen Ordens über. Der Bischof von Posen verlangt von Kernein den Zehnten und der König von Polen läßt 1406 durch den Bischof von Posen Ansprüche auf die linkswarthischen Dörfer erheben - da der Landsberger Rath ablehnt, verhängt der Bischoff den Bann, der bis 1408 währt. Im Winter 1409 gab es Kriegsvorbereitungen, Pferde wurden nach Landsberg geschafft. Die Einfälle der Polen währten den ganzen Winter fort. Bei den Raubzügen wurden Dörfer ausgeplündert, niedergebrannt und die Bewohner als Gefangene fortgeführt. Am 8 Jul 1410 setzt König Sigismund Friedrich von Nürnberg zum Verweser der Mark ein; es beginnt der Krieg, der mit dem Frieden von Thorn am 1 Feb 1411 endet. Die Verhandlungen zwischen dem Orden und Polen wegen der Grenze der Neumark hier am "linkswarthischen Zipfel" dauern bis 1429.
Anfang Mai 1417 wurden einem Manne in Kernein zwei Pferde genommen. Der Mann folgte nach und fand seine Pferde in Polen zu Lewicz (Lewitz, Kr. Birnbaum) bei einem Bürger namens Pirßbeke. Als Pirßbeke erfuhr, daß der Mann aus Kernein da war, brachte er seine Pferde weg und dieser erhielt sie nicht wieder. Danach kam der Hauptmann von Meseritz mit den Landsbergischen zu tagen und gelobte ihnen, die Pferde wiederzuschaffen. Das ist (bis zum Schadensverzeichnis von 1418) noch nicht geschehen. Wert der Pferde 5 Schock Groschen.
Anfang Juni 1433 beginnt der Einfall der Hussiten und Polen in die Neumark, am 4 Jun wird Zantoch genommen, vom 9. bis 15. Landsberg belagert, dabei wurde wurde ringsum meilenweit alles verwüstet und verheert und zahlreiche blühende Dörfer wurden ein Raub der Flammen. Am 15 Dez 1433 kam zwischen dem Deutschen Orden und dem König von Polen ein zwölfjähriger Frieden zustande, der u.a. auch bestimmte, daß der Orden den Bischöfen von Polen alle von alten Zeiten her von ihnen besessenen Güter, Dörfer und Besitzungen wieder einräumen sollte. Allein der Rath von Landsberg konnte mit Recht nachweisen, daß die linkswarthigen Dörfer, die der Bischof von Posen nun wirklich beanspruchte, niemals alter polnischer Besitz waren und die Bürger wehrten sich tapfer gegen die Ansprüche des Bischofs, so daß die Kämpfe sich oft bis nach der Kuhburg (dem alten Kerneiner Mönchshof) hinzogen. An den Frieden kehrten die Polen sich überhaupt nicht, zumal König Wladislaw hochbetagt war und ihm (Sep 1434) ein unmündiges Kind auf dem Throne folgte. Handel und Wandel stockte, da die Polen die Straßen mit ihren Reisigen (berittene Söldner) verlegt hatten, die Bürger wurden, sobald sie sich vor die Thore der Stadt wagten, abgefangen und ausgeplündert, der Nachbarort Borkow wurde bei Nacht überfallen und ausgepocht, die Schiffahrt war unterbrochen, die Weinberge der Stadt wurden muthwillig zerstört.2
Kinder:
6. i Sextus Schmerse * um 1400.
Sechste Generation
6. Sextus Schmerse, * um 1400 in Kernein (L.),1 etwa 1470 in Kernein (L.).1 1454 verpfändete der Deutsche Orden die Neumark an Friedrich II., den Kurfürsten von Brandenburg: der Beginn der Hohenzollern-Herrschaft.
Kinder:
7. i Septimus Schmerse * um 1435.
Siebte Generation
7. Septimus Schmerse, * um 1435 in Kernein (L.),1 etwa 1505 in Kernein (L.).1 1488 Einführung des Biergeldes.
Kinder:
8. i Octavus Schmerse * um 1470.
Achte Generation
8. Octavus Schmerse, * um 1470 in Kernein (L.),1 etwa 1540 in Kernein (L.).1 1502 wütete die Pest in Landsberg.
Kinder:
9. i Nonus Schmerse * um 1500.
Neunte Generation
9. Nonus Schmerse, * um 1500 in Kernein (L.),1 etwa 1570 in Kernein (L.).1 1558 erließ der Markgraf Johann eine Aufforderung an den Landsbergschen Kreis, nach welcher jeder Hauswirt verpflichtet wurde, 6 Tage lang bei dem Festungsbau Küstrins zu arbeiten, und sich nach geschehener Andeutung, ungesäumt in Küstrin einzufinden.
Kinder:
10. i Decimus Schmerse * um 1535.
Zehnte Generation
10. Decimus Schmerse, * um 1535 in Kernein (L.),1, 3 etwa 1605 in Kernein (L.).1 1571 starb am 3. Januar Kurfürst Johann von Küstrin und die Neumark kam zurück an die Kurmark. Sein Sohn Johann Georg veranlaßt im Folgejahr ein Hufenverzeichnis, zu dessen Erstellung auch die Untertanen vernommen wurden, da er gegen das "Bauernlegen" des Adels vorgehen wollte. Nachkommen siehe im Kapitel Stammväter.
Quellen:
1. Datum berechnet, Ortsangabe nicht belegt.
2. Eckert, Rudolf: Geschichte von Landsberg a.W., 1890
3. Daten ungewiß, er wird als gemeinsamer Vorfahr der Familie Schmerse angenommen.