Christian Gueintz (Gueinz, Gueinzius, Gueintzius)

Aktualisiert: 17.03.2002

Er wurde am 13. Oktober 1592 in Kolo (Kolau, Kohlo), im Kreis Guben an der Neiße, heute Koto in der Wojewodschaft Zilona Góra in Polen, geboren. Seine Eltern waren der Prediger Johannes Gueinzius und Ursula Kretschmar, Tochter von dem Prediger Daniel Kretschmar.

Schulbesuch

Frühzeitig wurde er auf die Schule nach Cottbus unter der besonderen Aufsicht von Rektor M. Heilando gebracht. Eine Feuersbrunst, welche die Stadt fast zerstörte [1], führte ihn unter dem Rektorat von M. Trescoyio nach Guben, in den Jahren 1608/9 nach Crossen an der Oder; anschließend lernte er von 1609 bis 1612 bei Herrn Paeceptoribus in Sorau (heute Zary in Polen). Mit einem stattlichen Zeugnis von Rektor Bohuslai ausgezeichnet, ging er 1612 zu M. Zacharias Biccio nach Bautzen. Von dort wurde er 1613 [2] am Stettiner Paedagogium bei Herrn M. Hunnichium aufgenommen. Dort hielt er bereits Kollegien ab und disputierte öffentlich und machte dabei sein Hebraicum, Graecum und Logicum [3].

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Schulbesuch
 
Universitätsstudium
 
Lehrer in Köthen
Rektor am Stadtgymnasium in Halle
 
Sein Tod
 
Quellen

Universitätsstudium

Am 23. Juni 1615 schrieb er sich an der Universität in Wittenberg ein unter seiner Magnifizenz und Rektor Valentin Wilhelm Förster, J.U.D. (Juris utriusque doctor: Doktor des kirchlichen und weltlichen Rechts). Wegen seiner Bedürftigkeit erhielt er eine Anstellung als Hauslehrer bei dem Philosophen und Theologen D. Jacobo Martini. Er war sehr fleißig und respondierte dreimal öffentlich in Philosophie unter M. Weixelbergaro, M. Gutkio und später in der Metaphysik unter D. Jacobo Martini, so dass er bereits ein Jahr später, am 24. November 1616, den akademischen Grad des Magisters von seiner Magnifizenz Rektor, Herrn D. Ambrosio Rhodio, und dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Herrn M. Hettenbachio, zuerkannt bekam [3].

Ab 1617 disputierte er unter Balduino über Kapitel 1 des Briefes an die Philipper (super cap. 1 ad Philipp.) und unter D. Jacob Martini über die Grundlagen der christlichen Religion (de fundamento religionis christianae) [2] und hielt Collegia (Kollegs) über Rhetorik, Logik, Physik, Ethik und Politik ab, die auch gedruckt wurden (siehe Arbeiten im Werkverzeichnis).

Er erhielt daraufhin eine Reihe von Angeboten, die er jedoch ablehnte. So als Rektor nach Znaim in Mähren (heute Znojmo in Tschechien); vom Grafen Emrich Turzo wurde ihm das Amt des Rektors der Schulen in Bytchen in Ungarn in einem eigenhändigen Brief angeboten, und am 13. Mai des gleichen Jahres folgte ein Ruf ins Rektorat nach Banau. Vom Rat der Stadt Grünberg (heute Zilona Góra in Polen) wurde er zur Gastpredigt eingeladen, und 1618 wurde ihm das Amt des Schulrektors vom Rat der Stadt Sagan (heute Zagan in Polen) angeboten [3].

Statt dessen blieb er an der Universität und wurde 1618 Adjunkt der Philosophischen Fakultät und disputierte auch über theologische Themen.

 

Kupferstich in der Dreyhauptchronik von 1750

 

Schloss in Köthen aus Merian um 1650

Lehrer in Köthen

Als Herzog Johann Ernst von Sachsen in Verbindung mit dem Anhaltinischen Fürsten Ludwig die Ratichsche Methode umsetzen wollte, war es wahrscheinlich Jacob Martini, der Lehrer von Christian Gueinzius, der ihn dem Fürsten empfahl [4]. Am 3. Juni 1619 ging er für drei Jahre nach Köthen [3], um am Hofe die "Collaboranten und Studenten" zu unterrichten [1].

"Zu Hofe lieset M. Christianus Gueintzius täglich eine stunde, von zehn Uhren biß umb eilffe für die praeceptorn und Studenten; die lection soll geschehen aus Luciano oder Homero, und wird von Ihme der griechischen sprachlehr gebrauch zugleich gewiesen und getrieben" [5].

In Köthen übertrug er 1619 Ratkes Grammatica Universales ins Griechische und gab ein griechisches Lesebuch heraus, das er auch ins Deutsche übersetzte (Griechische SprachVbung / Jns Deutsche gebracht / zur Lehr-Art, Cöthen 1620) [4].

Am 3. Mai 1621 verlobte er sichmit der Tochter des 1616 verstorbenen Köthener Bürgermeister Catharina Berndes, die er dann am 10. September des gleichen Jahres heiratet [6].

Christian Gueinzius blieb auch nach der schimpflichen Entlassung von Ratichs in Köthen und kehrte erst 1622 "mit sonderbare Belohnung" wieder nach Wittenberg zurück, um Jura zu studieren. Bereits ein Jahr später, 1623, wurde er als Advokat des Konsistoriums in Wittenberg angestellt und hielt juristische Vorlesungen [1].

 

 

Wolfgang Ratke, latinisiert Ratich[ius], geb. am 18. Oktober 1571 in Wilster, Kreis Steinburg, gest. am 27. April 1635 in Erfurt, deutscher Pädagoge, er legte u.a. 1612 den in Frankfurt a. M. versammelten deutschen Reichsständen ein "Memorial" über die Errichtung einer einheitlichen deutschsprachlichen Schule vor, in der mit einer "natürlichen" Methode unterrichtet werden sollte [8].

Rektor am Stadtgymnasium in Halle

Am 4. April 1627 berief ihn der Rat der Stadt Halle an der Saale zum Rektor des Gymnasiums. Er sollte die Nachfolge des zuvor verstorbenen M. Sebastian Crell antreten. Am 1. August des gleichen Jahres wurde er in sein Amt eingeführt [1].

Es herrschte Krieg, als er in die Stadt kam. Halle war seit 1625 in den Händen der Truppen Wallensteins [7].

Mit gründlichen und umfassenden Kenntnissen ausgestattet, in einer zweckmäßigen Lehrmethode durch die Teilnahme an den Ratichschen Versuchen geübt, dazu von lebendigem Eifer für die ihm anvertraute Jugend begeistert, brachte er die Schule schnell zu einer hohen Blüte. Er blieb diesem Amt treu, obwohl er 1636 vom Domkapitel zum Assessor des magdeburgischen Schöppenstuhls ernannt und 1645 zum Professor an die Universität Jena berufen wurde [1].

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Er geriet in einen Kompetenzstreit gegen den städtischen Musikdirektor Samuel Scheidt um die Kantoreisänger, der 1630 zur Entlassung Scheidts durch den Rat der Stadt führte [9]. "Scheidt war nie selbstherrlich gewesen. In den Monaten aber, wo ihm das Amt eines Director Musices neben der Freiheit des Musikschaffenden die Freiheit der Erziehung eines Kreises hochbegabter junger Menschen gab, ... da erfasste ihn der Taumel einer erzieherischen Herrschsucht, die die Grenzen des Erlaubten überschritten. Nie haben die hallischen Chorschüler des 17. Jahrhunderts wohl hinreißender, nie aber ausschließlicheren Dienst gekannt als in den Jahren 1628 bis 1630; nie aber waren sie zugleich schlechtere Schüler ihrer Gymnasiallehrer. Diese überaus starke Beanspruchung der Chorschüler ist es gewesen, die Scheidt das erste große Unglück seines Lebens brachte.

Es begann mit kleinen Streitigkeiten Scheidts mit den Kollegen des Stadtgymnasiums, mit offener und heimlicher Zurückhaltung der Knaben vom Chordienst, die Scheidt mit gleicher Münze zurück zahlte, und es hub an, mit einer von Scheidt nicht erkannten ernsten Warnung, sein ernstes Gesicht zu zeigen, als zum ersten Mal der oberste geistliche Träger der das Gymnasium beherrschenden neuen humanistischen Gesinnung des Streites sich annahm und mit einem Schlage den alten beschränkten betont zweitrangigen Chordienst der Schüler wieder herstellte: der Rektor Christian Gueinzius. ... Scheidt begann mit dem Eigensinn des naiven Menschen den Kampf, und so kam der Augenblick, wo dieser Christian Gueinzius - wie Scheidt ein Mensch von entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung, Dichter und Schriftsteller, Freund der Barockdichter Moscherosch und Harsdörfer, unter dem Beinamen 'Der Ordnende' Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und in der Mitteldeutschen Schulgeschichte des 17. Jahrhunderts eine der ragendsten Persönlichkeiten über Scheidt obsiegte." So beschrieb der hallische Stadtarchivar Rolf Hünicken 1934 den Konflikt.

 Am Ostersonntag 1630 fiel die feierliche Musikaufführung in U.L.F. unerwartet aus. Seitens Scheidt wurde der Rektor Gueinzius hierfür verantwortlich gemacht, weil er ihm, Scheidt, die Chorschüler vorenthalte. Der Streit wurde Stadtgespräch mit der Sichtweise Scheidts. Nach fünf Tagen ließ der Rektor den Director Musices durch den Kantor Matthias Dörffel um eine Erklärung bitten, ob er der Verbreiter des Gerüchtes sei. Scheidt verfasste einen zornigen Brief, in dem er alle Beschuldigungen und Beschränkungen des Rektors schroff zurückwies und mit der Drohung schloss: "Ehe ich diese Schande und Spott haben wolte, das er (der Rektor) das Comendat haben solte, wolte ich lieber ein Schinder oder Bittel sein, den mein ehrlicher Nam mir lieber ist als Silber und Gold und will meinen Kindern solchen Namen nicht lassen das mir ein Rector scholae commandirt habe." [7]  Der volle Wortlaut des Briefes
Christian Gueinzius wandte sich mit seinem Schreiben vom 3. April 1630 an der Rat der Stadt (Wortlaut siehe Anhang Seite 7). Am 30. Dezember 1630 endete die Anstellung Scheidts an der U.L.F., welches in den Rechnungen der Kirche mit Hinweis vermerkt isz: "In diesem Quartal ist dem Director Musices Herrn Samuel Scheidt sein Quartal nicht mehr gereichet." [7] Der volle Wortlaut des Briefes
Im 17. und 18. Jahrhundert war ein solcher Kompetenzstreit zwischen dem Rektor einer Schule und dem Kantor nicht außergewöhnlich. An diesem Fall aber war ungewöhnlich, dass Scheidt als Musikdirektor den Schulchor leitete und nicht zum Lehrkörper der Schule gehörte. Gueinzius unterrichtete selber in Musik und reklamierte die disziplinarische Autorität über die Schüler und setzte sich durch [10].  

 

Halle im Jahre 1635
Unter seiner Leitung hat die Schule schwere Zeiten überstanden. 1631 wurde die Stadt von den schwedischen Truppen erobert. König Gustav Adolf kam selbst nach Halle, um die Übergabeverhandlungen mit dem Rat der Stadt zu führen. Dies geschah im Hause des Ratsmeisters und Worthalter Karl Herold, dessen Sohn später Christian Gueinzius' älteste Tochter Ursula Elisabeth heiratete. 1632 verbreiteten die Scharen Tillys und Pappenheims Angst und Schrecken. 1636 brach eine Pest-Epidemie aus, an der 3.300 Menschen starben und die Schule bis auf wenige Knaben entleert wurde. 1637 plünderten schwedische Truppen die Stadt; verschonten jedoch die Schule.

Zwei Feuersbrünste, am 1. November 1644 und am 13. März 1645, brachten das Schulgebäude in höchste Gefahr [1] und vernichteten seine Schulbibliothek, in der sich ein wertvolles Erinnerungsstück an Dr. Martin Luther befand: ein von Luther selbst gezeichnetes Horoskop. Ein Schüler des Rektors, Christoph Daniel Schreiber, erwähnte es in seiner Disputation über die Bewegung der Gestirne am 12. April 1651. Aus dem Lateinischen übersetzt: "Luther hat eine eigenhändig gezeichnete Himmelskarte für den 10. November 1483 mitternachts hinterlassen, deren Original Herr Christian Gueinzius, einst Rektor des hallischen Gymnasiums in seiner Bibliothek als ein Heiligtum verwahrte. Ihm war ich zu Obhut und zur Erziehung anvertraut worden, und aus besonderem Wohlwollen, das er mir stets erwies, gestattete er mir nicht nur, dasselbe zu sehen, sondern auch abzuzeichnen." [7]

Es war üblich, dass auswärtige Schüler in seinem Hause aufgenommen wurden, so zum Beispiel Daniel Nikolai von Greiffencrantz, späterer Königlich Schwedischer Regierungsrat und Kanzler in den Herzogtümern Bremen und Verden.

Institut Deutsche Adelsforschung (9. Januar 2001): "Dann aber zog er zum akademischen Studium mit seinem Verwandten Joachim Baalck nach Wittenberg und nach Halle, wo ihn "auff vornehmer Leutte Recommendation" der beliebte Rektor Christian Gueintzius zu sich ins Haus nahm. Bei ihm studierte er zwei Jahre Philosophie und verteidigte erfolgreich öffentlich einige Disputationen. 1633 ging er von Halle wieder nach Wittenberg, wo er nun Philiosophie und Jurisprudenz studierte."

Er hat sich für bessere Schulbücher, vor allem in den unteren Klassen eingesetzt, und die Schulbibliothek begründet. Schulkomödien wurden einstudiert, die wegen des großen Zulaufs auf der Waage aufgeführt werden mussten [1].

Aufsehen erregten die von ihm eingeführten öffentlichen Reden und Disputationen, die häufig selbst an Sonntagen veranstaltet wurden. Hierbei ließ Gueinzius die Redner zuerst in freier Stellung und mit Bewegung des Leibes auftreten und gilt dadurch als der Erfinder des actus extracathedrales, der außerkirchlichen Feier [1].

Auch er musste persönlich Entbehrungen ertragen, wenn zum Beispiel der Rat der Stadt in den Kriegsjahren sein Gehalt nicht ausbezahlen konnte [1].

Der 2. April 1573 war der Baubeginn für das "Feier- und Hochzeitshaus" der Stadt, das auch die städtische Waage aufnahm. Von dieser Funktion erhielt das Gebäude auch den Namen "Rats-Waage". Nach Gründung der Universität in Halle wurde mangels eines geeigneten anderen Bauwerks in die erste Etage der "Waage" das Auditorium Maximum gelegt, wogegen die Stadt zwar heftigen, doch am kurfürstlichen Willen letztlich scheiternden Einspruch einlegte. 1945 wurde das Gebäude bei einem der letzten Luftangriffe zerstört, die Ruine später entfernt. Einzig der Portalbogen blieb erhalten und wurde im Hof der Moritzburg wieder aufgestellt. Quelle: Stadtmuseum Halle.

1641 wurde er mit dem Gesellschafternamen "Der Ordnende" als Mitglied 361 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Sein Wahlspruch war: "Jedes an seinem Ort" [4].

Christian Gueinzius wurde im Stadtgymnasium in Halle zum Erzieher einer ganzen Schülergeneration, unter denen viele spätere Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft waren, wie Gebhard von dem Werder (1621 - 1679) Nr. 386, Paris von dem Werder (1623 - 1974) Nr. 339, Michael Hermann (1620 - 1666) Nr. 487, Freiherr Ludolf Lorenz von Krosigk (1627 - 1673) Nr. 607, Matthias von Krosigk (1616 - 1697) Nr. 522 und Vollrath von Krosigk ( 1612 - 1660) Nr. 514 [4].

Aber auch andere bekannte Persönlichkeiten, wie z.B. der Dichter Philipp von Zesen, der von 1631 bis 1639 seine Schule besuchte.  Biographie über Philip von Zesen
Er schrieb hier viele Aufsätze in Germanistik und Theologie. Ebenso äußerte er sich zu anderen Fragen der Zeit, so auch in einem Gedicht gegen die zeitübliche Ideologie, die eine Fortsetzung des 30-jährigen Krieges rechtfertigte [4].  
Er entwickelte eine sehr umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit, die seinen vielseitigen Kenntnissen entsprach. Verdienste erwarb er sich vor allem mit seiner deutschen Sprachlehre und Rechtschreibung. Er dichtete das heute nicht mehr gebräuchliche Kirchenlied "Jesu, Jesu du mein Hirte". Obwohl er ein bedeutender Germanist war, liebte er die lateinische Poesie, wie es in seiner Zeit üblich war, und versah jede seiner vielen Schulschriften mit kleinen lateinischen Distichen, mit denen er die Beteiligten bei Disputationen lobt und komische Wortspielereien mit den Namen treibt. In vielfältigen Schriften stellte er seine juristischen und theologischen Kenntnisse unter Beweis [1]. Distichon: Aus zwei Verszeilen, aus Hexameter und Pentameter bestehende Verseinheit. Hexameter: aus sechs Versfüßen bestehender epischer Vers oder sechsfüßiger Vers. Pentameter: antiker daktylischer, fünffüßiger Vers, der mit dem Hexameter im Distichon verwendet wird. Daktylus "Finger": Versfuß aus einer Länge und zwei Kürzen (ó È È) oder ein Versfuß [8].

Auch auf dem Gebiet der Musik war er tätig und verfasste Musiktraktate und leitete schriftlich erhaltene Disputationen über die Grundlagen der Musik [9]. Seine Arbeiten basierten auf Calvisius, Baryphonus, Schneegrass und vor allem Lippius und handeln von den musikalischen Grundlagen, zeigen die Intervalle von Monocorden und lehren die Möglichkeiten der rhythmischen Variation [10].

Er hat sich große Verdienste um seine Schule erworben. An dankbarer Anerkennung bei Zeitgenossen wie auch bei seiner Nachwelt hat es nicht gefehlt [1]. Er war ein weit über den mitteldeutschen Raum hinaus angesehener Gelehrter [4].

Sein Werkverzeichnis 

Sein Tod

Am 17. Februar 1650 klagte er über Seitenstiche und Koliken. Unter der Behandlung vom Stadt-Physikus D. Strisser konnte er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen. Die zeitweise wieder auftretenden Beschwerden fesselten ihn jedoch hin und wieder an das Bett. Als er dann am 25. März zum dritten Male schwach und krank wurde, rief man die Mediziner D. Nietnerus, fürstlicher Hofmediziner, und D. Engelhard aus Köthen zur Behandlung. Aber dauerhafte Verstopfungen, schlaflose Nächte, Hitze und Schwäche nahmen zu, so dass er nach seinem Beichtvater, dem Archidiakonus und Senior Ministerius Herrn Johann Volckmar, verlangte, um seine Beichte abzulegen und sein letztes Abendmahl einzunehmen. Anschließend traf er seine Anweisungen über sein Begräbnis und die Versorgung seiner Kinder und seiner Frau.

Am Morgen des 3. April war er sehr dankbar, dass er seinen Namenstag noch erleben durfte [3]. Dieser Tag wurde in der Regel festlich begangen, und es wurden viele "votive adclamationes" (weihende Beifallsrufe) zu seinen Ehren gedruckt [11]. Er rief nach seinen Chorschülern, um mit Musik seinem Gott zu danken. Dabei hat er kräftig mitgesungen. Er verstarb schließlich um 11.00 Uhr nachts in seinem 58. Lebensjahr [3].

Seine Trauerfeier fand am 8. April in der Schulkirche statt, die Leichenpredigt hielt D. Gottfried Olearius, Superintendent der Stadtkirchen, Oberpfarrer der Kirche U.L.F. und Inspektor des Gymnasiums in Halle [3]. Er wurde an der Schulkirche begraben.

 

Im Kirchenbuch der Kirche "Unsere Lieben Frauen" in Halle finden wir im Sterberegister 1650 folgenden Eintrag Nr. 8:

"d. 8. Aprilis, die Woche Palmarum, H. Christianus Gueinzius Rector auff der Schule gest. 3. Aprilis im 58 Jahre aetatis begr. mit dem gantzen Geläute gratis."

Von seinem Sohn Johann Christian Gueinzius wurde ihm zur Linken des Altars an der Wand der Schulkirche ein Epitaph aus poliertem esperstädtischen Stein gesetzt. Unter dem Abbild des gekreuzigten Jesus und seinem Wahlspruch aus dem Johannes Evangelium 15: "Ich bin der Weinstock..." steht die Inschrift:

"Fige pedem Viator, sitas hic ac terena sui parte positus est CHRISTIANVS GVEINZIVS, Gubenas Lusatus, J.V.C. & Philosophus, ejusque Facultatis in celeberrima Acad. Witteb. quondam Adjunctus, ac Consistorii Elect. Sax ibid, Advocatus Ordin. post Hallensis Saxo Gymnasiarcha per 23 annos, Illustrissimi a Fructu per Germaniam Ordinis membrum exellens & perpetuum decus, Vir omni laude cumulatus. Qui postquam consummati Viri mensuram jam dudum implevisset, a cunctis mortalium ac illustribus viris cultus, in admiratione etiam post fata apud eos, qui docentem audiverunt & in scriptis legunt, Vivere desiit A. MDCL. 3 April ipso nominali die, cum ætatem exegisset ann. LVIII. m. d. 3. Tanto viro, Patri pariter ac suavissimo Marito,pientiss. Conjux Catharina Berndes, quæ mortalitatem exuit Anno MDCLIX ætat. XL. & bini cum quinque tiliabus infra nominandi, hoc amoris ac memoriæ monumentum posuere. Memento mori viator & sanctis cineribus quietem apprecare."

Am Schluss kommen die Namen der Kinder [2]. 

 

 

Stadtgottesacker in Halle

 

31 Jahre später wurde er in den Grabbogen 9 auf dem Stadtgottesacker, den sein Sohn Johann Christian inzwischen gekauft hatte, umgebettet. Das Epitaph an seiner endgültigen Grabstelle erhielt folgende Inschrift:

"Hic Christianus Gueinzii ossa quiescunt. Christian Gueinzius, Guben-Lusat. natus 1592. Christianus fuit fide, humanitate homo; Istic veræ vitis palnus ob fructum, hic ob odorem rosa flagrans, Philosophus sua ætate clarissimus, Wittebergæ enim constitutus Elector. Consist. Advocatus. Una et Philosophiam & Jura magna cum laude prosessus est, postea Salinarum Gymnasiarcha Saxonicarum factus, Dexteritate, integritate, sedulitate, & suam & Gymnasii famam auxit, Docuit enim cum admiratione præsentes voce, Scriptis absentes. Utilitati certe publicæ publicus servus serviit ann. 23. Sed serviit! Nunc in cælis capit mercedem postq. A. 1650. D. 3. April. ipso nominali die suo servire desiit. Reliquit autem ingens sui desiderium non tantum conjugi Catharina Berndes & 2 filiis filiabusque 5. Sed & Gymnas. & univers. literat. orbi. Tu v. Lector, ne nihil ab hoc Præceptore discas. Disce Mori. Perpetuæ memoriæ Dn. Parentis posuit Filius natur major. Joh. Christian Gueinzius, J.U.D. Reipub. Hall. Consul & Consilarius Mansfeldicus, 1681" [11].

Richard Gueinzius übersetzte diese Inschrift folgendermaßen:

"Hier ruhen die Gebeine des Christian Gueinzius. Christian Gueinzius aus Guben in der Lausitz ist 1592 geboren. Sein Geist durch den Glauben, ein Mensch durch seine Menschlichkeit. Jenes durch die Frucht als eine wahre Rebe des Weinstockes; die er wie eine flammende Rose bewunderte. Sein Leben lang war er sehr berühmt als Philosoph, er ward zu Wittenberg zum Churfürstlichen Consistorial Advocat ernannt. In gleichem Maße ist er ein in der Philosophie auch wegen seiner großen Rechtsgelehrtheit mit Lob genannt worden und nachher zum Rektor des Gymnasiums der sächsischen Salinen gemacht worden. Durch Gewandtheit, Uneigennützigkeit und Fleiß vermehrte er den Ruf des Gymnasiums und seinen eigenen Ruf. Er unterrichtete nämlich wunderbarerweise die Abwesenden durch seine Schriften, wie er die Anwesenden in eigener Person unterrichtete. Sicherlich für das Gemeinwohl diente er als Staatsdiener 23 Jahre. Ja er diente! Jetzt im Himmel empfängt er seinen Lohn, nachdem er im Jahre 1650 am 3. April an seinem Namenstage aufgehört hat zu dienen. Er ließ ein großes Verlangen nach sich nicht nur bei seiner Gattin Catharina Berndes, 2 Söhne und 5 Töchter sondern auch beim Gymnasium und der ganzen gelehrten Welt. Siehe her Leser, damit du etwas von diesem Lehrer lernst. Lerne sterben. Zum ewigen Angedenken an seinen Herrn Vater stellte, sein Sohn, an Lebensalter älter wie er, Johann Christian Gueinzius J.U.D. und Consul des Halleschen Gemeinwesens und Mansfeldischer Rat und Diacon 1681."

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Quellen

[1] Eckstein, Dr. Friedrich August; Programm der Lateinischen Hauptschule zu Halle; Halle 1850.
[2] Dreyhaupt, Johann Christoph von; Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung ... des Saal-Kreyses; 1750.
[3] Olearius, Dr. Gottfried; Des himmlischen Weinstocks fruchtbringende Reben.....; Leichenpredigt für Christian Gueinzius; Halle 1650.
[4] Conermann, Klaus (Hrsg.); Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617 - 1650; Weinheim 1985.
[5] Niemeyer, Hermann Agathon; Wolfgang Ratichius in Cöthen; Halle 1842.
[6] Nicandro, Johanne Gottfriedo; Das girendeWittven-Täublein; Leichenpredigt für Catharina Berndes; Eisleben 1675.
[7] Gueinzius, Gotthold; Die Queintz - Geschichte einer Familie; Berlin 1979.
[8] Meyers Großes Taschenlexikon; Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1992.
[9] Riemann, Hugo; Musiklexikon; Ergänzungsband A - K; Berlin 1927.
[10] Grove, George; Sadie, Stanley; The new Grove Dictionary of music and musicans; Band 7; London 1980.
[11] Wentzel, Johann Caspar; Hymnopoeographia; Teil 1; Herrnstadt 1719.

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