Die Herkunft der Familien-Namen Gueinzius und Weintz

Aktualisiert am 07.01.2010

Onomastik (Namensforschung) in der Familie Gueinzius

"Wo kommt eigentlich der Name Gueinzius her?" Da der Name so ungewöhnlich ist, wird jede Trägerin und jeder Träger dieses Namens häufig mit dieser Frage konfrontiert.

Als erstes Familienmitglied hat Gotthold Gueinzius (1913 - 1986) im Jahre 1935 versucht, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Auf dieser Seite:

Ursprung des Zunamens Gueinzius

Latinisierung des Namens

Nichtlatinisierte Namensform

Ursprung des Namens Weintz

Quellen

Die bisher in unserer Familie gebräuchliche Deutung führte über das Wappenbild zu "Winzer". Gotthold Gueinzius aber fand heraus, dass diese Annahme sprach- und lautgeschichtlich nicht zu halten war: In allen namenkundlichen Werken fand er als Ableitung von "Winzer" nur "Weinzierl". Über das Familienwappen

Er sammelte zunächst einmal alle Versionen dieses "seltenen und seltsamen" Namens, wie er in verschiedenen Dokumenten über die Jahrhunderte überliefert wurde:

Neben Gueinzius sind zu finden Gueintzius, Gweinzius, Gweintzius, Guinzius, Quinzius, Queinzius, Queintzius, Quentius. Sehr häufig ist die nichtlatinisierte Form Gueintz und Queintz.

Gueintz nennt sich Magister Christian Gueinzius (1592 - 1650) in den beiden Schriften, die er in deutscher Sprache geschrieben hat.

Über den Familiengründer Magister Christian Gueintz
Gueintz oder Queintz (Queinz) heißen meist die Nachkommen seines zweiten Sohnes (1633 - 1688) bis hin zu Rosina Elisabeth, die als geborene Queinzin ihrem Mann Georg Adam Neumeister den Grabstein in der Nikolaikirche in Berlin-Spandau (1727) setzte.

In der nichtlatinisierten Form "Weintz" finden wir ihn in dem Dreyhauptstammbaum von 1750. Stammbaum in der Dreyhaupt-Chronik (JPEG-Grafik 293 KB)

Gotthold Gueinzius fand im Namenbuch von Förstemann, der nach Jakob Grimm Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet hat, dass der Name von dem althochdeutschen "wini" = mittelhochdeutschen "wine" (Freund) abzuleiten sei.

Dort fand er die Ableitungsreihe: Wini = Freund, Winitze, Winizo, Winezo, Winzo, Guinizo, Guinizzo, Winz, Wienz.

Er schloß daraus, dass in die von wini = Freund herkommende Ableitungsreihe mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Grundform unseres Namens Quinz(ius), Queinz(ius), Weinz einzureihen ist.

Die weiteren Recherchen führten ihn dann zu den Lautverschiebungen, in denen sich das Indogermanische in die verschiedenen indogermanischen Sprachen differenziert.

Hieraus schloss er, dass "Qu" und "Gu" älter sein müssen als "W". Für ihn musste Queintz and Gueintz älter als Weintz sein. So dachte er, dass Gueinzius eine Ableitung von Queintz mit indo-europäischen Ursprung sei. Das ist der Grund, warum er seine Familiengeschichte "Die Queintz" nannte.

 
 

Ursprung des Familiennamens Gueinzius

Inzwischen sind mehr als 50 Jahre vergangen, und es haben sich neue Quellen und Erkenntnisse ergeben.

Wichtig für die Namendeutung ist das Nebeneinander der verschiedenen Schreibweisen. Dies ist auch dadurch zu erklären, dass es Standesämter in Deutschland erst seit 1875 [6] gab, die Familienbücher führten und die heute die Normierung eines Namen garantieren. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens war früher nicht weit verbreitet, so dass die Namensträger häufig nicht die Schreibweise ihres Namens kannten. Wenn dann Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen im Kirchenbuch vermerkt wurden, erfolgte der Eintrag des Namens häufig nach phonetischen Merkmalen. Man hieß, wie man sich nannte und passte den Namen auch gern dem Zeitgeist an. Erst im 19. Jahrhundert hat sich die Schreibweise des Namens Gueinzius stabilisiert, so dass sich heute von diesen verschiedenen Schreibungen nur zwei erhalten haben: Gueinzius und Weintz.

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Dabei ist nachgewiesen, dass alle heutigen Träger und Trägerinnen des Namens Gueinzius Nachkommen des Magisters Christian Gueintz sind. Über den Familiengründer Magister Christian Gueintz
Während der Name Gueinzius im deutschen Telefonbuch am Ende des 2. Jahrtausends mit über 20 Einträgen vertreten ist, so findet man den Namen Weintz dort mit über 130 Einträgen. Deutsches Telefonbuch von TeDeMedien

 

Latinisierung des Namens

In der Zeit des Renaissance-Humanismus vom 14. bis 16. Jahrhundert wandte man sich vom kirchlichen Dogmatismus ab und forderte die Wiederentdeckung und Pflege der griechischen und lateinischen Sprache, Literatur und Wissenschaft. Das führte dazu, dass Gelehrte ihre Namen in eine dieser Sprachen verwandten Form verwandelten.

Über den Renaissance-Humanismus
Übliche Methoden waren, den eigenen Namen in eine Sprache des Altertums zu übersetzen. So wurde dem aus dem badischen Bretten stammenden Herrn Schwarzerdt der griechische Namen Melanchthon verliehen, was soviel wie schwarze Erde heißt. Er wurde als ein Mitkämpfer des Reformators Luther bekannt. Über Philipp Melanchthon

Noch heute ist der Name Schwarzerdt in seiner Heimatstadt Bretten weitverbreitet.

Oder aber man fügte seinem Namen eine lateinische Endung an. Die beliebteste war "us", wobei ein Vokal dazwischen gesetzt wurde, wenn der Originalname mit einem Konsonanten endete.

Bevorzugt wurde darüber hinaus, den Name auch in der Schreibweise der lateinischen oder griechischen Sprache anzupassen. Derjenige, der seinen Namen latinisierte, hätte aus Weinz niemals Weinzius gemacht, weil es das "W" im lateinischen Alphabet nicht gibt. Von den phonetisch möglichen Schreibweisen blieb für die Latinisierung nur Gueinzius oder Queinzius.

Hierfür gibt es weitere Beispiele: Willimann - Quillmann, Winigard - Quinckardt, Winger - Quinger, Vinat - Quinat, Win - Quin [5].

Über die Melanchthonstadt Bretten

 

Nichtlatinisierte Namensform

Bei der Ermittlung des Namenursprungs muss von der nicht-latinisierten Form Gueintz, Queintz und Queinz ausgegangen werden. Dabei kann das "Qu" nicht auf eine ältere indogermanische Form hin gedeutet werden, wie Gotthold Gueinzius angenommen hatte. Die von ihm angeführte erste oder auch germanische Lautverschiebung fand zwischen dem 5. Jahrhundert vor Chr. und dem 3. Jahrhundert nach Chr. statt. Die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung lag zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert nach Chr.. Beide lagen damit zeitlich weit vor der hier zugrunde liegenden Veränderung [1].

Vielmehr stellt "Qu" eine Variante von "W" dar [2]. Der Wechsel "Wie-" und "Wie-" zu "Quie-" und "Quei-" muss als "verfehlte Latinisierung", an das Lateinische angelehnte Schreibung angesehen werden [2], [3]. Bei Heintze-Cascorbi steht hierzu der bemerkenswerte Satz: "Auch übellautende Missbildungen, wie Gueinzius, Heineccius, Cocceji, setzten sich fest."

Ohne Zweifel, Gueinzius ist die latinisierte Form der älteren Namen Weitz, Weinz oder Weintz.

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Ursprung des Namens Weintz

Der Name Weintz geht wohl auf die Grundform Winizio zurück. Hierfür gibt es zwei Deutungsansätze:

1. Ein Zusammenhang mit "vinid" = "Wende (slawischer Stamm, der zwischen Elbe und Oder lebte) Slave" [4], der aber nicht allgemein anerkannt ist [5] [2] und

2. als Bildung mit dem Suffix "-iz" [6] und der bereits von Gotthold Gueinzius gefundenen Ableitung vom germanischen "wini" = "Freund"[4] [2].

Das Anhängen eines Suffix zur kosenden oder verkleinernden Färbung des Namens war weit verbreitet. Dabei war das z-Suffix im 11. Jahrhundert dominant [6].

Die Veränderung zu "-ei-" hat seine Ursache in der Vermischung mit "Wein" bzw. wegen seiner Position vor "-n" [7].

Der Namenursprung in die Gegenwart übertragen würde "Freundchen" bedeuten.

Mit wissenschaftlicher Beratung durch Herrn Prof. Dr. Jürgen Udolph vom Fachbereich Namenkunde (Onomastik) ist dem Institut für Slavistik der Universität Leipzig
Der germanische Name wini = Freund ist seit dem 5. Jahrhundert in Personennamen nachweisbar [2].  

Quellen:

[1]
Meyers großes Taschenlexikon, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1992

[2]
 Heintze, Albert; Cascorbi, Paul: Die deutschen Familiennamen, 7. Auflage, Halle/Saale 1933

 [3]
Zoder, R.: Familiennamen in Ostfalen, Band 1, Hildesheim 1968

 [4]
Förstemann, Ernst: Altdeutsches Namenbuch, Band 1: Personennamen, Bonn 1990

 [5]
 Gottschald, Max: Deutsche Namenkunde, Berlin, New York 1982

 [6]
Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde; Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, München 1998

 [7]
Kaufmann, Henning: Ergänzungsband zu: Förstemann, E., Personennamen, München, Hildesheim 1968

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