Die Pakan-Baru-Eisenbahn |
Aktualisiert am 10.02.2010 | ||||||||
VorgeschichteÖl und Kohle aus dem Dschungel von Zentral-Sumatra waren für die japanische Armee der Grund für ihren Krieg in Südost-Asien [3]. In einem riesigen Sklavenprojekt im ehemaligen Niederländisch-Indien wurden 6.600 niederländische und einige britische und australische Soldaten gezwungen, zusammen mit 100.000 indonesischen Zwangsarbeitern, den Romushas, eine 220 km lange Eisenbahntrasse durch den unpassierbaren Urwald von Zentral-Sumatra zu bauen. Die Eisenbahnlinie verband die Städte Pakan-Baroe und Moecura und mußte die Wasserscheide zwischen den Flüssen Siak und Kwantan überqueren. Sie führte über Berge, durch schmale Schluchten und mitten durch den stinkenden Urwaldsumpf [4]. Die Arbeiten an der Strecke begannen im Mai 1943 [2]. Dazu wurden mit Unterstützung des späteren Präsidenten Sukarno Dorfbewohner von Java für die Japaner angeworben. Man suchte starke Männern, die in angenehm kühlem Klima in bequemen Lagern mit gutem Essen schwere Arbeit leisten könnten. Mit einer Musikkapelle wurde der Eindruck erweckt, daß es zu einer Art militärischem Picknick ginge [3]. Die Romushas begannen zunächst in Pakan-Baroe, eine Eisenbahnanlage zu bauen, und verlegten einige Kilometer Eisenbahnschienen [4]. Zum Bau der Bahnlinie wurden Bäume gerodet, Brücken gebaut, sowie Schwellen und Schienen in Handarbeit vor Ort gefertigt [4]. |
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Die Kriegsgefangenen kommen hinzuIm Mai 1944 kamen die ersten Kriegsgefangenen hinzu. Sie wurden mit verrosteten Frachtschiffen nach Pandang an der Westküste Sumatras gebracht [2]. Zwei Truppentransportschiffe wurden torpediert. Die "Van Waervijk" am 26.Juni1944, wobei 176 Niederländer ertranken, und die "Junyo Maru", die am 18. September 1944 unterging [3]. Sie transportierte 2.300 alliierte Gefangene und 4.200 Romushas, als sie von der britischen HMS Tradewind torpediert wurde. Dabei fanden 1.620 niederländische Soldaten und 4.000 indonesische Romushas den Tod [1]. Die japanischen Soldaten nahmen fast alle Rettungsboote in ihren Besitz und schlugen mit ihren Säbeln die Hände der verzweifelten Kriegsgefangenen ab, die versuchten, sich am Boot festzuhalten [3]. |
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Die Zustände im LagerDiejenigen, die bei der Schiffskatastrophe ihre Schuhe verloren hatten, liefen Gefahr, kleine Tropengeschwüre an den Füßen zu bekommen [4]. Solche Tropengeschwüre entwickelten sich auch von den kleinen Brandwunden, die von Funken der Lokomotive verursacht wurden. Fast jeder erkrankte an Malaria, und es herrschte ein erdrückender Mangel an Chinin. Fliegenschwärme belagerten das Lager, insbesondere die offenen Latrinen. Aber sie waren auch in den schmalen Mahlzeiten zu finden. Ruhr war die Folge. Viele wurden in das Lazarett im Lager 2 gebracht, "dem Portal zum Tod" [4]. Die einzige Möglichkeit der Heilung bestand für den Chirurg Dr. Kingma im Amputieren der Gliedmaßen ohne Betäubung mit einer gewöhnlichen Zimmermannssäge. Pfleger mußten die schreienden Männer festhalten [3]. "Das waren Amputationen, die man sich eigentlich im 16. Jahrhundert vorstellte: festhalten und sägen" [4]. Viele starben an Infektionen [3]. Die Arbeitslager waren nicht eingezäunt. Es machte jedoch keinen Sinn zu fliehen, da es unmöglich war, im Urwald zu überleben. Am frühen Morgen sahen die Kriegsgefangenen Tigerfährten im nassen Sand des Flußufers. Die Kriegsgefangenen verfügten als einzige Bekleidung nur über einen von den Japanern ausgegebenen Lendenschurz, der keinen Schutz vor den Gefahren des Dschungels bot. [4]
Zurück im Lager mußten fast jede Nacht acht bis zehn Tote begraben werden [3]. Sie wurden dazu in ihre Tikar (Schlafmatte) eingewickelt. "Onkel Karel" Cornelius, - der dies alles überlebte und 1985 verstarb, - trat als "Begleiter des Todes" auf: er begleitete die überlebenden Bahnarbeiter und "sprach einfache Worte" [4]. Die indonesischen Romushas durften von den Japanern nicht begraben werden; ihre Leichen lagen entlang der Bahnstrecke [4]. Die Laune der Bahnarbeiter wurde durch "kleine Vorträge" am Samstag aufrechterhalten. Einige hundert Meter entfernt von ihren sterbenden Kameraden sangen die "hohläugigen Skelette": "Hollands Flagge, dir gebührt die Ehre" abwechselnd mit Liedern wie "Im Klo und im Stall eine weiße Flagge mit rotem Ball". Die Japaner verstanden das nicht [4]. Nach einem Martyrium von 50 Monaten, am 15. August 1945, auf den Tag der japanischen Kapitulation genau, schlug ein japanischer Offizier den letzten Nagel in die letzte Schwelle und hob sein Glas mit seinen Kameraden [4]. |
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Ende des KriegesNach Fertigstellung des Eisenbahnbaus zogen die Japaner die koreanischen Bewacher ab und das Chaos brach aus [1]. Erst am 26. September 1945 wurde die Nachricht von der japanischen Kapitulation durch einen Arzt verbreitet. Dieser Nachricht schenkten die meisten jedoch keinen Glauben. Ein niederländischer Offizier versuchte, seine Männer das "Wilhemums" singen zu lassen, was jedoch im aufkommenden Unglauben mißlang [4]. Bald landeten britische Geheimdienstoffiziere auf der Insel und brachten alle Gefangenen zum Nordende ihrer soeben fertiggestellten Bahnlinie, nach Pakan-Baru [1]. Erst am 25. November 1945 konnten die letzten Kriegsgefangenen Pakan-Baroe verlassen [2]. Die Eisenbahnlinie Pekan-Baroe-Moecura wurde nie benutzt. Die Schwellen sind verbrannt und die Schienen nur noch Alteisen. Im Betriebshof an der Strecke steht noch heute eine abgetakelte Dampflokomotive als stille Zeugin von der Arbeit an der Eisenbahn [4]. Entlang "der Bahn" verendeten durch Unterernährung und tropischen Krankheiten ausgemergelt, sowie von den mit Peitschen ausgerüsteten japanischen und koreanischen Bewachern halb totgeschlagen, 2.500 westliche Kriegsgefangene - Niederländer und Engländer - und schätzungsweise 80.000 Romushas [4] [3]. |
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Quellen:
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