Wilhelm Gueinzius, der Naturforscher

 Aktualisiert am 18.01.2010

Er wurde in Trotha bei Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt am 15. März 1813 geboren und starb, ledig, am 24. Januar 1874 im Grey's Hospital in Pietermaritzburg in Natal, Südafrika.

Seine Jugend

Wie in seiner Familie üblich, sollte er Geistlicher werden [1]. Er wurde daher am 24. April 1825 in die Lateinschule der Franckeschen Stiftungen Halle, Schülerverzeichnis, AFSt/ SL 8, Seite 35, Aufnahmenr. 16267, eingeschult [2].

Er ging wie seine Brüder jeden Morgen zu Fuß von Trotha nach Halle ins Gymnasium. Die Schule sagte ihm jedoch nicht zu, und so verließ er sie nach der Quinta zu Ostern 1829 und wechselte zur Stadtschule. Ein Zeugnis von 1833 bescheinigte ihm in Fleiß, Betragen und Fortschritte eine mittelmäßige Leistung [3].

Ein Studium war also nicht möglich. So wendete er sich 1833 der Pharmazie zu und ließ sich zum Apothekergehilfen ausbilden. Er war dann zwischen 1836 und 1837 in der Apotheke der Charité in Berlin tätig.

Anschließend arbeitete er in einer Apotheke in Dessau, wo er die Bekanntschaft einiger angesehener Familien machte. So lernte er den Polizeidirektor Brückner kennen, der ihn mit dem Gründer des Leipziger Zoologischen Museums, Prof. Pöpping, bekannt machte. Prof. Pöpping war sehr daran interessiert, Sammler zu finden, die den Bestand seines Museums vermehrten. Daher unterstützte er tatkräftig den Wunsch von Wilhelm Gueinzius, Naturforscher und Sammler in fernen Welten zu werden [4].

Auf dieser Seite:

Nach Südafrika
Nach Natal
Zurück in Kapstadt
Wieder nach Natal
Das Zerwürfnis mit Prof. Pöpping
Sein Paradies
Sein Tod
Sein Werk
Quellen
Step21 Fairnetz Button
Toleranz und Fairplay im Internet

 

Nach Südafrika

Prof. Pöpping riet ihm, nach Südafrika zu gehen, im Kapland eine bürgerliche Stellung anzunehmen und das Sammeln als Nebenverdienst zu betreiben [3]. Er vermittelte ihm ein Schiff, was ihn im September 1838 nach Südafrika bringen sollte, wo er schließlich 1839 ankam [4]. Durch ein Empfehlungsschreiben Pöppings an den befreundeten Apotheker Juritz in Kapstadt fand er bei diesem eine Anstellung als Gehilfe. Juritz unterstützte ihn in der Folgezeit auch finanziell und durch Weiterleiten seiner Sammlungen und Briefe [3].

Von 1839 bis Dezember 1840 sammelte er in der Kapkolonie, im Hottentottenland , insbesondere im Distrikt Stellenbosch, und wohnte dort zeitweise im Hause des Friedensrichters Theunnessen beim Dorf Sommerset, etwa 40 km südöstlich von Kapstadt. Prof. Pöpping kaufte ihm seine Sammlungen ab und unterstützte ihn beim Präparieren. Anfangs hatte er Schwierigkeiten beim Sammeln und Präparieren [3]. Seine Sendungen mit zoologischen Präparaten entbehrten der notwendigen Sorgfalt. Daher wurde seine Arbeit gering entlohnt, und er verfiel in Armut, so dass er seine Kleider selber stopfen musste. Später ging es ihm besser. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, betrieb er nebenbei eine ärztliche Praxis, die aber auch nicht viel einbrachte. Neben den Ausgaben für den täglichen Unterhalt drückten ihn aber auch noch seine Schulden, die er bei seiner Landung in Südafrika gemacht hatte. Er hatte sich 64 £ Sterling von einem Herrn Barth geliehen, die mit 7 % zu verzinsen waren [3].

Um mobiler für Ausflüge ins tiefere Land zu sein, wünschte sich Wilhelm Gueinzius einen Kapwagen mit Ochsen, den er sich für 200 Reichstalern zu erstehen hoffte. Einen Wunsch, den er sich erst später in Natal erfüllen konnte. Gern wäre er auch in andere Erdteile gefahren, unter anderem nach Ceylon. Schließlich machte er sich um 1840 auf und zog in die Gegend um Swellendam, etwa 160 km östlich von Kapstadt. [3]

Als er mit der Berliner Mission über das Meer über Durban zu den Zulus aufbrechen wollte, brachen die Pocken aus, was gute Einnahmen in seiner ärztlichen Praxis erwarten ließ. Er zog deshalb nach Kapstadt und verblieb dort bis 1841. Von dort verschickte er mehrere Sendungen nach Deutschland, darunter einen schönen Strauß und Schlangen [3].

Hottentotten, Eigenbezeichnung Khoi-Khoin - Mensch der Menschen, die Männer sind im Durchschnitt 1,44 m groß, ursprünglich auf Großtierzucht spezialisierte Hirtennomaden, die das südliche Afrika bewohnten und von den Weißen nach Norden und Osten abgedrängt wurden. [5]  

Von Wilhelm Gueinzius gesammelt, heute im virtuellen Herbarium des Botanischen Gartens New Yorks: Rosacea, Typ Cliffortia intermedia Eckl. & Zeyh., und: Euphorbiaceae Cluytia meyeriana Müll. Arg. var. subopaca Müll. Arg., beide stammen ursprünglich aus dem Herbarium Meisner, versehen mit Sammelnotizen von D. Nüklenbeck aus 1844.

 

Nach Natal

Die Küste von Natal wurde am 25. Dezember 1497 erstmals von Vasco da Gama gesichtet und deshalb Terra natalis nach portugiesischen Natal - Weihnachten, genannt. Seit 1837 wurde der Landstrich von den Buren, den Voortrekkers, kolonisiert und 1843 von Großbritannien annektiert; zunächst als Teil der Kap-Kolonie, vom 15. Juli 1856 an als eigenständige Kronkolonie, erhielt 1893 die Autonomie und ist seit 1910 Provinz der heutigen Republik Südafrika. Natal besteht überwiegend aus Bergland, das vom Indischen Ozean zu den Drackensbergen in Westen ansteigt [5] & [Internet-Recherche].

In Port Natal landete am Weihnachtstag 1497 Vasco da Gama, und er nannte die natürliche Hafenbucht Rio de Natal (Weihnachtsfluss) in der Annahme, dass es sich um die Lagune einer Flussmündung handele. Andere, die später den Irrtum erkannten, benannten die Bucht um in Porto Natal. 1835 ließen sich britische Siedler in der Bucht nieder und gründeten eine Stadt, die sie nach dem damaligen Gouverneur der britischen Kapkolonie Sir Benjamin D'Urban benannten. [Internet-Recherche]

Als Wilhelm Gueinzius in Kapstadt war, begann die Zeit der Kämpfe der Engländer gegen die Zulus und Buschmänner . Er schrieb nach Hause, dass Dingon , ein Zulu-Häuptling schon lange tot sei, dass die Buren gegen die Buschmänner kämpfen und demnächst 300 Engländer zur Bay von Natal eingeschifft werden sollen, um die Bucht in Besitz zu nehmen. [3]

Dingon oder Dingane war der Nachfolger von Tschaka (Shaka) als Oberhäuptling der Zulu und wurde nach der gegen die Buren verlorenen Schlacht am River of Blood am 16. Dezember 1838 nach seiner Flucht nach Swaziland 1840 ermordet. [Internet-Recherchen]

Obwohl die englischen Siedler in D'Urban die Annexion Natal vom Gouverneur der Kapkolonie forderten, kam die englische Kolonialregierung diesem Wunsch erst 1841 nach und entsandte Anfang April 1842 Captain Thomas Smith mit 200 Soldaten nach Natal. Diese wurden von den Buren am 25. Mai 1842 geschlagen. Daraufhin wurde ein Verstärkungskommando unter Colonel Josias Cloete von den Engländern nach Natal gesandt, woraufhin die Buren kapitulierten und die englische Vormacht anerkannten. [Internet-Recherche]

Wilhelms Gueinzius' Abenteuerlust trieb ihn dorthin. John Marshall, der Kommodore einer englischen Kriegsfregatte, nahm ihn kostenlos mit [3]. Seit 1838 hatten sich Buren in Natal niedergelassen und 1840 die Republieck Natalia gegründet, die 1842 von den Engländern besetzt wurde. Wilhelm Gueinzius hielt sich zwischen Anfang 1841 bis Ende 1843 in Port Natal auf [5].

Zulu, ein Bantuvolk mit ca. 6,75 Mio. Angehörigen, für die in Natal das Heimatland Kwazulu gegründet wurde. Traditionell leben sie in Streusiedlungen und ernähren sich vor allem von Ackerbau und Viehzucht. 1816 vereinigte Tschaka (Shaka) ka Senzangakhona die Zulustämme zu einem Reich, das er nach seinem Stamm AmaZulu nannte. Tschaka, * 1787, + 1828 (ermordet), 1818 bis 1828 Oberhäuptling der Zulu, ersetzte die alte Stammesstruktur durch eine straffe Militärorganisation mit Kriegerkralen, stehendem Heer und neuzeitlicher Bewaffnung. Das von ihm gegründete Reich wurde 1879 von britischen Truppen erobert. [5] & [Internet-Recherche] 

Buschmänner, Volk in Namibia, Botswana und Angola, etwa 84.000, die Männer sind im Durchschnitt 1,44 m groß und sind Jäger mit vergifteten Pfeilen und Bogen, sowie mit Speeren. Sie leben in Familien oder lokalen Gruppen ohne Häuptling zusammen [5].

Karte von Südafrika von 1885 (klicke auf die Karte, um sie zu vergrößern)
 

Er hatte sich am Fluss Tugela (Thukela) niedergelassen und lebte dort unter Zulus und Buren. Der Zulu-Häuptling Umbanda ließ ihm von drei Häuptlingen anbieten, als Leibarzt für ihn und seine 400 Frauen zu ihm zu kommen. Das Angebot nahm er aus wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Gründen an. Er vermietete sein Haus und fuhr mit einem Ochsenwagen nach Norden. Der durch zahlreiche Regengüsse stark angeschwollene Fluss hinderte ihn jedoch an der Weiterfahrt. Daher begab er sich in das nahegelegene Gebirge, in das noch kein Weißer zuvor seinen Fuß gesetzt hatte und lebte dort unter den Zulus. Es waren für ihn glückliche Zeiten, in denen er sich fleißig dem Sammeln widmete. Als das Wasser des Tugelas wieder gefallen war und er weiterreisen wollte, erhielt er die Nachricht, dass wichtige Briefe aus seiner Heimat für ihn eingetroffen seien. Da trat er die Heimreise zu seinem Haus an. Dort waren inzwischen kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Engländern, Buren und Zulus ausgebrochen [4].

Er musste feststellen, dass sein Haus geplündert und seine geringe Habe von englischen Soldaten vernichtet worden war. Eine Entschädigung für den Verlust erhielt er nicht. So zog er gänzlich verarmt von Port Natal zurück ins Kapland. Dort nahmen ihn Freunde auf, die in der Landwirtschaft tätig waren, bis er Ende 1843 wieder nach Kapstadt ging [3].

 

 

Zurück in Kapstadt

Auch dort nahmen ihn Freunde auf. In Kapstadt lernte er Charlotte Tayler kennen, eine junge Dame, Schwester zweier englischer Kaufleute. Er fühlte sich sehr zu ihr hingezogen. Leider erfüllten sich seine Wünsche nach einer dauerhaften Beziehung zu Charlotte Tayler nicht, da er gänzlich mittellos war [3].

Nebenbei beschäftigte er sich immer wieder mit Reiseplänen nach Ceylon, um dort an wenig besuchten Orten mit größerem Gewinn zu sammeln. Um die drückende Armut etwas zu mildern, bat er Prof. Pöpping, die in Port Natal zusammengetragene Sammlung an Baron von Ludwig für eine runde Summe zu veräußern [3].

Das Verhältnis zum Apotheker Juritz in Kapstadt, der seine Sammlungen und Briefe nach Europa übermittelte, trübte sich, als Wilhelm Gueinzius dahinter kam, dass Juritz Briefe zu seinem eigenen Vorteil länger zurück hielt und sich Sammlungsstücke aneignete. Später konnte das Verhältnis zwar verbessert werden, das alte Vertrauen stellte sich jedoch nicht mehr ein [3].

 

 

Wieder nach Natal

Durch einen Zuschuss von 100 Reichstalern neu ausgestattet, trat Wilhelm Gueinzius Mitte 1844 zum zweiten Mal die Reise nach Port Natal an und erreichte auf dem Schoner Margaret, der ihn sehr günstig beförderte, nach sechzehn meist stürmischen Tagen die neue Heimat. Bei seiner Landung wurde Wilhelm Gueinzius' gesamtes Gepäck beschlagnahmt, weil er Pulver mit sich führte, was ihn wegen der kriegerischen Verhältnisse verdächtig machte. Er bekam aber schließlich sein Gepäck frei. Bei seinem Freunde Campion fand er das erste Unterkommen. Es waren nur noch wenige Burenfamilien dort, die er vom früheren Besuch kannte. Die meisten hatten die Gegend verlassen und waren über die Drakensberge gezogen. Eine große Burenkommission kam gerade von der Delagoo Bay zurück. Das Ergebnis ihrer Erkundungen war jedoch noch nicht bekannt [3].

Nach kaum acht Wochen erkrankte Wilhelm Gueinzius schwer an blutiger Ruhr und lag sechs Wochen so krank danieder, so dass keine Genesung mehr möglich erschien. Um seinen Lebensunterhalt und die Medikamente zu bezahlen, musste er sein zuvor in Kapstadt erstandenes schönes großes Fischnetz veräußern. Durch den Verkauf erhielt genügend Geld, um sich bis Ende 1844 über Wasser zu halten [3].

Schoner, seit dem 17. Jahrhundert Bezeichnung eines ursprünglich zwei-Mastigen Segelschiffes.

 

 

Das Zerwürfnis mit Prof. Pöpping

Obwohl sich Wilhelm Gueinzius bereits seit mehr als fünf Jahren in Südafrika aufhielt, hatte er es noch nicht geschafft, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen. Die Krankheit hatte ihn 25 Pfund (500 M.) gekostet. Bei Juritz hatte er in den letzten zwei Jahren auch wieder Schulden gemacht, so dass er so lange in Port Natal bleiben wollte, bis er 500 bis 600 Reichstaler verdient hätte. Hinzu kamen ernste Sorgen um seine Gesundheit. Nicht mehr als 27 Schilling pro Monat hatte er für sich und seinen Zulu-Boy zum Unterhalt. Er sammelte emsiger als zuvor und hoffte, auch größere Objekte wie Zebras und Kaffernochsen zu verschiffen. Er berichtet nach Hause, dass Löwen schon seltener geworden seien. Im Omgeri gäbe es zwar zahlreiche Krokodile, aber sie seien sehr viel schwieriger zu fangen, da die Tiere sich vorsichtiger verhielten. [3]

Ein Brief von Wilhelm Gueinzius an Prof. Pöpping aus Port Natal vom 12. Dezember 1848 zeigt seine Vermögensverhältnisse auf: So schuldet er Juritz seit dem 23. Dezember 1843 885 Thaler und 22 1/2 Groschen, seit dem 1. Februar 1844 170 Thaler, zusammen fast 1060 Thaler. Von diesen tilgte er bis zur Absendung des Briefes nur 822 Thaler. Im übrigen warf er Prof. Pöpping vor, sich nicht genug für seine Belange eingesetzt zu haben. Dem widersprach Prof. Pöpping entschieden, und Wilhelm Gueinzius' Bruder, Karl August Gueinzius, entschuldigte sich bei Prof. Pöpping für seinen Bruder. Der Bruch zwischen beiden war unabwendbar [3].

Die Verwertung seiner Ausbeute als Sammler übernahm nun die Firma W. Schlüter in Halle. Er sammelte alle Naturerzeugnisse, die man in Naturaliensammlungen damals finden konnte. Ornithologische Stücke erhielt das Universitäts-Museum in Leipzig, viele seltene Insekten das Museum in Stettin, und das Völkerkundemuseum in Dresden eine ethnographische Sammlung von den Bantustämmen Natals [3].

 Von ihm ebenfalls entdeckt, die Stangeria eriopus

Mit freundlicher Genehmigung von Ken Hill von den Royal Botanic Gardens Sydney

 

Sein Paradies

1856 wurde Natal eigenständige englische Kronkolonie mit begrenzter Selbstverwaltung [5]. Als die Engländer die Kontrolle hatten, bekam er ein Grundstück zugewiesen. Er legte dort auch einen Garten an und richtete sich nach seinem Geschmack ein. Er nennt es sein kleines Paradies [4].

Er hatte sich bei deutschen Siedlern niedergelassen, die von einem der Direktoren der "Natal Cotton Company", Jonas Bergtheil, in Bramsche bei Osnabrück in Deutschland angeworben worden waren, um in Natal Baumwolle anzubauen. Die "Natal Cotton Company" wurde früh in den 40gern des 19. Jahrhunderts gegründet, nachdem die britische Regierung die neue Kolonie Natal annektiert hatte. Die Bergtheil-Kolonisten ließen sich in "Neu-Deutschland", außerhalb des Hafenstädtchens Port Natal nieder. Neu-Deutschland ist heute ein Teil des Vorortes Westville der Stadt Durban. Sie versuchten Baumwolle anzupflanzen, scheiterten jedoch sehr bald. Die meisten überlebten, indem sie Gemüse in die wachsende Stadt Durban lieferten. Nach ein paar Jahren wurde die "Natal Cotton Company" aufgelöst, und ein Teil der Siedler zog weiter ins Landesinnere, um sich in der Nähe von Pietermaritzburg in Neu-Hannover niederzulassen. Dank der Gegenwart der Bergtheil-Kolonisten bei Port Natal und ihrem Pastor, Missionar Posselt, gehörte dieses Gebiet zur Berliner Mission. [Internet-Recherche]

 

Die Missionsstaion Christianenburg

Posselt hatte seine neue Missionsstation Christianenburg 1858 bezogen. Sie lag in direkter Umgebung von Neu-Deutschland. [7]

Wilhelms Gueinzius' Paradies lag in einer Schlucht, die ein Zufluss zum Umgeni mehr als 200 m tief und ca. 150 m breit in die Hochebene geschnitten hat. Man gelangt von Neu-Deutschland über einen schmalen Fußsteig in den Urwald der Schlucht, in der wilde Tiere, wie Tiger, Wildschweinen, Affen und Schlangen, wie Puffotter und Boa. Der Missionar Posselt berichtet weiter: "In dieser Waldkluft wohnt ein deutscher Naturforscher, Namens Gueinzius ... . Er führt ein originelles Einsiedlerleben, ganz einsam im Walde mitten unter den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren, mit denen er sich brüderlich verträgt. Er sammelt Käfer und Schmetterlinge, stopft Vögel aus und verkehrt dabei auch mit der Geisterwelt. ... Mit den Tieren lebt er auf vertrautem Fuße. Er gewöhnt nicht nur die Vögel an sich, sondern hatte sich eine Riesenschlange von 15 Fuß Länge gezähmt, die er in seinem Hause frei herumkriechen ließ. Am Tage pflegt sie ganz aufgerollt zu liegen. Aber in der Nacht, wenn Gueinzius sich zur Ruhe begeben hatte, und der Mond durchs Fenster schien, dann erhob sie sich leise, richtete sich auf, und ging im Hause herum, einen Ausgang suchend. Bald erhob sie ihren Kopf bis zum Fenster, lispelte mit der Zunge, bald richtete sie hinauf und kam dann hernieder auf das Bett des mit Lust zuschauenden Naturforschers, welchem dabei so wohl zu Mute war. Weil ihr aber doch das Gefängnis unerträglich war, ist sie vor Herzeleid gestorben; da hat ihr der betrübte Freund die bunte Haut abgezogen und sie für 1 Pfd. Sterl. 10 Sch. verkauft. Er zeigt Ihnen gern seine höchst interessante Käfer- und Schmetterlingssammlung ... ." [7]


Die Waldschlucht mit dem "Paradies" von Wilhelm Gueinzius

Herrmann Theodor Wangemann von der Berliner-Missions-Gesellschaft besuchte Posselt auf seiner Missions-Inspektionsreise in Neu-Deutschland am 13. September 1866 und schrieb über Wilhelm Gueinzius: "Dr. Gueinzius, einem Naturforscher, der sein Einsiedlerleben dort führt, Käfer und Schmetterlinge sammelt, Vögel ausstopft und mit den Geistern verkehrt. ... Mit den Thieren lebt er auf dem vertrautesten Fuße, gewöhnt die Vögel an sich, zähmt sich eine Riesenschlange zur Bettgenossin und ist überzeugt davon, dass die Thiere zu viel Verstand haben, um ihm Böses zu thun, der es so gut mit ihnen meine. ... Gueinzius verdient mit dem Verkauf seiner Präparate seinen kümmerlichen Unterhalt. Bisweilen ist lange nichts da; dann müssen die Nachbarn zuspringen und thun das auch. Wo er etwas borgt, da zahlt er es ganz redlich ab, sobald er wieder ein Paar Schilling Geld für seine Sammlungen eingenommen hat." [6]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sein Tod

Schließlich beschloss er, in die Heimat zurückzukehren. Er wollte nach Klein Lübs in Sachsen-Anhalt zu seinem Bruder Karl August Gueinzius. Dort liefen bereits alle Vorbereitungen für den erwarteten Aufenthalt, als plötzlich die Nachricht eintraf, dass er gestorben sei. Man hatte ihn ins Grey's Hospital in Pietermaritzburg eingeliefert, wo er verstarb. Das Krankenhaus wurde 1856 gebaut und war das erste Krankenhaus in der Kronkolonie Natal. Sein Gründer war der Gouverneur der Kapkolonie und Hochkommissar für angrenzende Gebiete Sir Georg Grey (siehe http://www.kznhealth.gov.za/greyshospital.htm).

Grey's Hospital in Pietermaritzburg mit Strohdach im Jahr 1867

Mit freundlicher Genehmigung von KwaZulu-Natal Department of Health

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Web site des Grey's Hospital in Pietermaritzburg

 

Sein Werk

Seine Beobachtungen über das Leben stechender Hautflügler veröffentlichte E. Taschenberg 1872 in der Zeitschrift ges. Naturwissenschaften Nr. 39, Seite 1 - 20. Eine in dieser Arbeit veröffentlichte Art wurde nach ihm benannt: Atractodes gueinzii Taschenberg.

In dem Journal für Ornithologie, Jahrgang 1873, Heft 21, Seiten 434 bis 445, veröffentlichte er seine Beobachtungen unter dem Titel "Aus dem Vogelleben Südafrikas".

In folgenden Sammlungen finden wir noch heute sein Sammelgut:
Staatliches Museum Dresden und Naturkundemuseum Leipzig.
Botanischer Garten der Universität Jerusalem: Keetia gueinzii, Rhus gueinzii.
Botanischer Garten New York, New York, USA: Rosaceae.
Herbarium Hamburgense der Universität Hamburg: Pteridophyta.
Naturhistorisches Museum Wien.

 

 

 

Pteridophyta-Sammlung im Herbarium Hamburgense

Sammlung des Herbarium Wien

Liste der Orchideen-Sammler bei der Berkley University

 

Darüber hinaus sind viele Spezies nach ihm benannt:
Bacillus gueinzii.
Barleria gueinzii.
Canthium gueinzii: eine Heilpflanze gegen: Diarrhöe, Ruhr, Cholera, innere Parasiten, Würmer, Colibakterien, etc..
Combretum gueinzii: das Blatt ergibt eine rote Farbe, wenn es mit Wasser durchtränkt zerstoßen wird.

Bulimulidae Drymaeus gueinzii (Pfeiffer 1856).

Mit freundlicher Genehmigung der Femorale Ltda., Av. Lacerda Franco, 1742 Aclimação - São Paulo - Brasilien, http://www.femorale.com.br/

Euphorbia gueinzii, ein Kaktus.
Fabronia gueinzii.
Gladiolus gueinzii: beinahe runde malvenfarbige Blume mit magentafarbiger und weisser Markierung, wächst zwischen März und August (im Sommer oder Winter), abhängig vom gewährten Schutz, 40 cm hoch, benannt von Wilhelm Gueinzius um 1840, die inzwischen auch in Australien angebaut werden konnte.
Keetia gueinzii: aus den Wäldern von Natal.
Leucospermum gueinzii: Blätter lanzenartig spitz, 75-100 mm lang, seltenerweise mit bis zu vier spitzen Zähnen 55 - 60 mm lang, orangefarben.
Nudaurelia gueinzii.
Psoralea gueinzii.
Phyllocnema gueinzii weiß.
Rhus gueinzii: aus den Wäldern von Natal.

Ebenso ist er bei den Sammler von Orchideen zu finden. Er gilt als Entdeckern der "Ansellia gigantea"

Ansellia gigantea 'Drayton'

Mit freundlicher Genehmigung von Florafest Orchids Australia einer Sparte der Flora Australis Pty. Ltd.

Top 50 Ahnenforschung

 

 

 

 

 

 

Etwas über die Anselia gigantea

 Quellen:
 [1] Gebhardt, Ludwig: Die Ornithologen Mitteleuropas, Band 1, 1964.
 [2] Archiv der August-Francke-Stiftung, Schülerverzeichnis,
 [3] Gueinzius, Richard: Historische Nachricht von dem alten und anständigen Geschlecht Gueinzius, Handschriftliche Aufzeichnungen, Halberstadt 1913.
 [4] Gueinzius, Gotthold: Die Queintz - Geschichte einer Familie, Berlin 1979.
[5]  Meyers Großes Taschenlexikon, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1992.
 [6] Wangemann, Herrmann Theodor: Ein Reisejahr in Süd-Afrika; Ausführliches Tagebuch über eine i. d. Jahren 1866 und 1867 ausgeführte Inspectionsreise durch die Missions-Stationen der Berliner-Missions-Gesellschaft, Berlin 1868.
 [7] E. Pfitzner u. D. H. Th. Wangemann (Hrsg.): Wilhelm Posselt, der Kaffernmissionar, Berlin 1891.

 


© 1999-2010 Hans & Elke Gueinzius D-71229 Leonberg