zurück zur Übersicht


Hinrichtungsart Mazzolata

Nachdem vor kurzem in der Liste nachgefragt wurde, ob es diese Hinrichtungsart wirklich gegeben hat, oder ob sie nur von Alexandre Dumas erfunden wurde, hier einige Notizen:

Der vorletzte Scharfrichter von Rom, Giambattista Bugatti genannt Mastro Titta, hat im Lauf seiner wirklich bemerkenswert langjährigen Tätigkeit von 1796 - 1864 immerhin 516 Personen hingerichtet, ehe er mit 85 Jahren in den Ruhestand trat. In seinem Tagebuch, das auf der Webseite des Museo Criminologico in Rom nachzulesen ist

http://www.museocriminologico.it/Approfondimenti/pdf/mastro_titta.pdf

kann man bei der Auflistung der "Patienten" am Ende des Tagebuchs immerhin 16 finden, bei denen vermerkt ist "mazzolato e squartato", also frei übersetzt "erschlagen und aufgeschlitzt". Er müsste also der Henker gewesen sein, den Dumas im Graf von Monte Cristo beschreibt. Laut anderen Beschreibungen und Bildern, die man bei Google unter dem Stichwort Mastro Titta finden kann, dürfte er vermutlich ein bisschen anders ausgesehen haben als in den nachfolgenden Buchillustrationen.


Alexandre Dumas, Der Graf von Monte Cristo
Ungekürzte Übersetzung mit Illustrationen der französischen Ausgabe  der Edition  Jules Ruoff et Cie., Paris 1887
Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 1996

Kapitel 35   Die Mazzolata

Bild 1

Mazzolata Der Henker

Eine Bruderschaft der Büßer, deren Mitglieder alle graue, nur an den Augen ausgeschnittene Kapuzen über
den Kopf gestülpt hatten und eine brennende Kerze trugen, erschien zuerst. Vor ihnen schritt der Oberste
der Bruderschaft.

Hinter den Büßern kam ein Mann von hohem Wuchs. Er war nackt bis auf eine Leinenhose, an deren linken
Seite er ein großes, in einer Scheide steckendes Messer befestigt hatte. Über der rechten Schulter trug er
eine schwere eiserne Keule. Dieser Mann war der Henker. Er trug noch Sandalen, die an seinen Fußgelenken
mit Stricken verschnürt waren.

Bild 2

Mazzolata Hinrichtung

Die zwei Gehilfen hatten den Verurteilten auf das Schaffott gebracht und ihn dort trotz seines Widerstandes,
seiner Bisse und Schreie auf die Knie gezwungen. Währenddessen hatte sich der Henker an seine Seite gestellt
und hielt die Keule empor. Auf ein Zeichen hin zogen sich die zwei Gehilfen zurück. Der Verurteilte wollte sich
von neuem erheben, doch ehe er sich versah, fiel die Keule auf seine linke Schläfe nieder. Man vernahm ein
dumpfes Geräusch, und der Gefangene fiel wie ein geschlagener Ochse mit dem Gesicht nach vorne auf die
Erde nieder. Sodann wälzte er sich als indirekte Folge des Schlages auf den Rücken. Sogleich ließ der Henker
seine Keule fallen, zog das Messer aus seinem Gürtel und schlitzte ihm mit einem einzigen Schnitt die Kehle auf.
Fast gleichzeitig sprang er auf seinen Bauch und bearbeitete ihn mit seinen Füßen. Bei jedem Tritt spritzte ein
Blutstrahl aus der Kehle des Verurteilten hervor.