Scharfrichter in Ellingen
Ellingen,
heute im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, war seit
dem 13. Jhdt. Sitz des Landkomturs der Ballei Franken des Deutschen
Ordens. Seit 1322 besaß es auch die Hohe Gerichtsbarkeit. Bekannt sind
die Hexenprozesse von 1590, bei denen etwa 70 Personen, fast
ausschließlich Frauen, als Hexen verbrannt wurden. Scharfrichter war
der "Hexenspezialist" Hans Vollmair aus Biberach.
Ab 1665 ließ
sich Jakob Vollmayr, ein späterer Verwandter, in Ellingen nieder. Es
folgten Caspar Vollmayr (1704-1731), dann Josef Anton Kuisl (bis 1773),
der dann seinem Neffen Franz Lorenz Kuisl aus Gundelfingen übergab.
Lorenz Kuisl war mit Maria Franziska Walburga Vollmayr aus Elllwangen
verheiratet. Das Grabmal dieser letzten Scharfrichterin ist heute noch
in der Friedhofsmauer des neuen Friedhof zu finden.
Im Buch "1100 Jahre Ellingen", Eigenverlag Stadt Ellingen 1999" wird die Inschrift so gelesen:
"Friede
sei dem sterblichen Leib von Schmerzenstagen sehr gestraft die
hochgeschätzte Frau Maria Franziska Kuislin dahier Scharfrichterin geb.
18. Oktober 1753 gestorben den 29. April 1792".
Wer kennt eine Heiligenfigur, die oben auf dem Grab dargestellt sein könnte. Eine Nonne mit einem Totenschädel?
Was bedeuten die Symbole unten auf dem Stein: Sense, Dreschflegel, Spaten??
Ab
1711 wurde das Schloß des Landkomturs völlig neu gebaut. In der
barocken Schloßkirche findet man auf der Rückseite der Empore den
abgesonderten Stuhl des Scharfrichters.
In
Ellingen wird auch noch eines der Richtschwerter aufbewahrt (das andere
befindet sich im Besitz der Stadt Weißenburg). Das Georgsbild auf dem
Schwert spricht für ein Eigentum des Deutschen Ordens.
Nach dem oben genannten Buch lautet die Inschrift:
"et verbum caro factum est die hern strafen daß unheil und ich eylitier(?) ihr urtheil
wan ich daß schwerdt thue aufheben winsch ih dem sinder daß ewig leben"
Vielleicht soll das "eylitier" ein etwas mißglücktes "exkutier" sein.
"IMRI auf Georgiuß et verum caro(?) factum est
wan einer findt sich der ander verliert so stirbt er ehe er kranch wierdt
fiat iustitia aut pereat(?) mundus 1541"
(Johann Ritzer)