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Pantaleon de Clapey
Die Familie wandert nordwärts über die Alpen


von Herrn Dr. Heribert Marx, Darmstadt

 
Wie auch aus anderen Beispielen ersichtlich, haben bäuerliche Gesellschaften Probleme, wenn viele Kinder sich das Erbe teilen, und dann die Gefahr unzulänglicher Gutsgrößen besteht. Jüngere Söhne wandern dann oft aus und suchen sich eigene Existenzen. So wird es auch mit den de Clapey gewesen sein. Mitglieder der Sippe (genaue verwandschaftliche Beziehungen lassen sich aber nicht herstellen) tauchen im 15. jahrhundert in Bern und in Stein am Rhein als erfolgreiche Kaufleute auf. Ihre Spezialität wird wohl der Handel im Alpentransit gewesen sein. Die in Bern ansässigen Brüder Albrecht und Anton (jetzt Fels genannt) ließen sich 1452 von Kaiser Friedrich III. ein Wappen verleihen, das einen Steinbock auf einem Felsen zeigt. Über ein Jahrhundert später folgten die Fels in Konstanz ihrem Beispiel.
 
Die Änderung des Namens de Clapey in Fels ist eine wörtliche Übersetzung aus dem besonderen Dialekt des Aosta-Tals *1). Dazu wurde im Felsischen Hausbuch des 17. Jahrhunderts eine Familientradition wiedergegeben: Man habe einst ein Haus auf einem Felsen gehabt und sich danach genannt *2). Es gibt auch in der Entfernung von 15 km Luftlinie ein Dorf, das an der Mündung des gleichnamigen Baches in die Dora zwischen Bard und St. Martin gelegen ist (siehe Reliefkarte). Heute ist Clapey ein Ortsteil von Donnas, auf der anderen Seite der Dora Baltea. Es könnte auch eine Herkunftsbezeichnung zum Familiennamen geworden sein
 
Pantaleon de Clapey hatte 6 Söhne. Auf dem Gut war kein Platz für alle, so schickte er zunächst zwei über die Alpen. Sie sollten zusehen, wie sie sich ernähren. Die waren aber bald so erfolgreich, dass sie die restlichen vier nachholten. Sie betrieben Krämerei, d.h. sie trugen ihre Waren in einem Tragekorb auf dem rücken und wanderte von Dorf zu Dorf und Haus zu Haus.

Zwar ist nicht dokumentiert, was sie verkauften. Es ist aber wahrscheinlich, daß sie mit Stoffen handelten, in dieser Zeit stand deren Produktion und Umsatz im Vordergrund des wirtschaftlichen Lebens. Auch konnte man diese am ehesten selbst über weite Strecken tragen, Waren von größerem Gewicht hätten aufwendigere Transportmittel benötigt.
Das Geschäft war so erfolgreich, daß sie in Zurzach (in der Nordschweiz gegenüber von Waldshut), wo damals bedeutende Warenmessen abgehalten wurden, einen Verlage gründeten. Das Wort war noch nicht auf den Buchhandel beschränkt, bedeutete vielmehr allgemein ein Lager, aus dem sich Einzelhändler versorgen, häufig auf Kredit. Der Großhändler konnte so nicht nur die eigenen Schultern von den Trageriemen entlasten, sondern auch größere Gewinne erzielen. Auf der anderen Seite war das Risiko durch zahlungsunfähige oder –unwillige Schuldner erheblich.
Jetzt trennten sich die Brüder wieder, Peter und Antony gingen nach Sommarèse zurück, erhielten das alleinige Erbe am Bauernhof und überließen dafür den übrigen ihre Geschäftsanteile.
Während sich Pantaleon in Murten (später in Bern) ansiedelte, erwarb Michael de Clapey (1484-1562) in Konstanz 1515 das Bürgerecht (Sein Bruder Vinzenz folge ihm 1525). Das Geschäft bestand in Groß- und Fernhandel, meist über die Alpen hinweg.
*1)

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Die Sprachwissenschaft führt den im Dialekt des Aosta-Tals heute noch gängigen Begriff auf einen aus der Sprache der Salassier, einem keltischen Volk in dieser Alpenregion, zurück: Klappa = Fels; er lebt auch in vielen Ortsbezeichnungen fort (Auskunft des Kultur-Departemenst der Regionalen Regierung in Aosta). Die indogermanische (Auskunft des Kultur- Departements Herkunft und die Verwandschaft zum deutschen wort Klippe ist offensichtlich.
*2) Felsisches Hausbuch, Stadtarchiv St. Gallen.