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Das Felsische Hausbuch
erstellt von Henrich Fels (1607 bis 1671)


Titelseite
des Felsischen Hausbuches

von Dr. H.R. von Fels
- Geschichte der Familie von Fels -
Das Original befindet sich im
Stadtarchiv von St. Gallen.

An dieser Stelle danke ich
Herrn Dr. Heinrich Marx, Darmstadt,
der mir die folgende Transkription des Hausbuches (Ausschnitte) überlassen hat.


Laus Deo semper

 
Erstlich ist zu wüssen, dass mein Wüest Ehny *1) gebohren ist in dem Land Augstall *2) welches dem Herzog von Saphoy Zugehörig bey dem Flecken St. Vincenz auf einem Felszen, da ist ein Hauß gestanden und hat daszelbige Hauß seinen Namen gehabt Zum Felßen, dahero meine Vorelteren genant worden, die von Felßen welcher Namen uns bliben bisz auf disen Tag. Gemelter mein Wüest Ehny hat mit seinem Taufnamen geheissen Pantaleon, wie aber seine Vorelteren oder geschwüsterige geheissen, hab nit erfahren konen; Gott wolle ihnen und allen ihren nachkommenden eine froliche Auferstehung verleihen, Amen.

Derweil nun dieser Pantaleon mit nachfolgenden 6 Sohnen von Gott begabet geweßen, selbige aber sich nit alle auf dem Gut ernähren können, hat er seine eltisten Sohn aus dem Hauß in das Schweizerland gesandt, da sie selber sehen Handlung sollen, wie sie sich ernähren, damit sie ihren Jungen geschwisterigen zu Hülff kommen konnen, haben derowegen ein Kramerey an die hand genommen und solche erstlich auf dem rucken in dem Land herumbgetragen, biß sie durch den Sägen gottes solche Handlung gemehret.

Hieraus meine lieben Kinder und nachkommen da sehet ihr die große Güte Barmherzigkeit und Weißheit gottes, unsers aller. Himmlischen Vaters, wie er die Sachen nach seinem ewigen Rahtschluß so weißlich regiert, darob wir ihm die Tag unsers lebens nit genugsam loben und preisen konen, als ds er uns

2. Blat.

durch diese seine Regierung nit allein so schöne Zeitliche Güeter und Nahrung
beschehret, sondern welches die fürnemste und unaussprechliche Wolthat ist, da er
uns durch dieses Mitel auss dem finsteren Pabstum heraussgerissen und uns zu dem
Liecht seiner wahren Erbautnuß und Heyllsamen Evangelio gebracht, darbey er
mich und meine nachkomende gnadiglich und Vaterlich erhalten wolle biss in
unseren letsten Athemzug.

Volget wie die 6 Söhn meines Wüest Ehny Pantaleons geheissen.

1. Pantaleon ist zu Morten *3) gestorben, sein generation findet man hierinnen auf dem 4. Blat.
2. Antony wo er gestorben ist unbewusst.
3. Michael, der ist zu Constanz gestorben, sein generation ist hierinnen am 8. Blat.
4. Peter, der ist wieder in das Augstall gezogen und daselbsten gestorben, dessen generation ich nit erfahren.
5. Martin starb zu Constanz ohn leibserben.
6. Vincentz, der war mein Uhr Ehny, dessen leben und generation ist hierin am 30. Blat Zusehen.

Wievill sie aber Schwösteren gehabt, ist mir unbewust.

Nachdem aber die Zwei eltisten Brüder ein Zeitlang in Teutschland aufgehalten und von Gott durch die Krämmerey *4) gesegnet worden, haben sie die anderen 4 Brüder zu ihnen herausgerufen und in gemeinsgesellschaft zusammen gestanden, da sie dann durch ihre einigkeit den handel Je länger je stärker in das Schweizerland gefüehret und einen grossen Verlag *5) bey den Landkromer gehabt, Insonderheit zu Zurzach. *6).

3. Blat.

Dieweill sie sich aber vill zu Constanz aufgehalten wegen ihres gewerbs (dann sie alda wochenmärkt gehalten) so haben sich Vincenz, Martin und Michel alda zu Burger eingelassen. Pantaleon aber zu Morten im Berngebiet, damit sie ihre Handlung desto nüzlicher führen konnten.

In welchem jahr aber die drey Brüeder Burger zu Constanz worden, ist nit gewiss, Jedoch ists ohngefer umb ds 1505 Jahr geschehen. Darnach ist Peter, Antony, auch Martin (? siehe Bl. 2 Nr. 5) wider In ds Augstall gezogen Zu ihrem Gut auf dem Felssen und haben daselbige besessen, dann weill sich obgemelte Brüder in Teütschland eingelassen und Kinder Bekommen, haben sie mit Ihnen getheilt, und den 3 Brudern, so wider nach Haus gezogen, ihres Vaters Erb allein gelassen, sie aber haben den Handel in Teutschland zu sich zogen, und die 3 Brüder ausgelosst.

Wievill aber disse 3 Brüder, so wider ins Augstall gezogen sind, Kinder gezeüget, ist mir nit bewust, doch soll sich Antöny und Martin nit verehlicht haben, sondern ledig gestorben sein. Wievill aber Peter Kinder gezeuget, weiss auch nit, habe aber Bericht gehabt von denen so Herausskommen, ds die Felssen dieses stamens selbiges Gut noch heut zu Tag besizen.

Und ist einer von denselben Felsen, so landvogt im Land gewesen, Anno 1608, der hat uns heraus geschriben und Freundschaft bei uns gesucht, der soll hierinen in dem Land wohnen.

 
   
*1) Wüest-Ehny: Urahn
*2) Augstall: Aosta-Tal in Savoien
*3) Morten: Murten, ca. 24 km westlich von Bern
*4) Krömmerey: Krämerei, Kleinhandel
*5) Verlag: ein lager, aus dem Grossisten die Kleinhändler beliefern.
*6) Zuzrach: in der Nordschweiz, ca. 5 km. südlich von Waldshut. Die dortige Messe hatte damals einen bedeutenden Umschlag.