Am 23.
Februar 1633 wurde das Dorf Schwenningen vollständig
zerstört. Die Bewohner flohen in die Fremde. Am
26. September 1634, drei Wochen nach der Nördlinger
Schlacht, traf in Villingen ein Bittbrief ein. -
Er lautet: "Ehrnveste Mannhaff te vornehme Fürsichtige
Ersame und Weiße p. Innsbesonder günstige Herrn
Und Commandant. Den Herren ist zweiffels frei
guottermaßenn eingedenckh Und zuowissen, wie daß
mann Unß Unßern Fleckhen Schwenningen vor dißem
gannz Und gar abgebrannt Und in die Äschenn
gelegt, Und wür biß dato daß ellendt bauwen
mießen (= in der Fremde wohnen mußten); auch
hin und her mit Unßern armen Weib Und Kind
widerzogen, biß daß wür alles, waß wür auß
dem füer gebracht, ohne worden und verthan, an
itzo auch, wo wür Quartier gehabt, widerum
vertrieben worden, Und leider, gott erbarms, nit
mehr haben, daß wür einen finger Verbinden
kinnden, Vilweniger unß bekleiden mögen, denn
Unßern Grundt Und Boden. - Als gelanngt Unßer
Underthänig hochflehenlich Und Ums Gottes
Barmherzügkeit willenn bittenn Und flehenn, die
Herrn wollenn Uns auch widerumb Auf Unßerm
grundt Und bodenn ziehenn lassen, damit wür auch
widerumb ein Äckher oder Wißlein anhackhenn und
bliemen(= ansäen) kunden; auch mit der zeit ein
Hüttlin bauwen mögen, damit wür auch Unßer
arm Weib und Kinder auch ernehren mögenn. Wo das
nit geschicht Und die Herrn Unß die gnadt nit
erweißen, so müeßen wür bei der höchsten
warheit hungersterben, hoffen aber die Herrn
werden Unß solch Unßer pitten nit abschlagenn,
denn wür je Und alweegenn guotte nachpaurenn
gewesen. Und wenn wür widerumb ein wenig etwaß
überkommen (= erhalten), wollen wür gebenn, waß
wür zue geben schuldig sind. - Actum Balinngen.
Gannze Burgerschafft von Schwenningen."
Dem
Bittgesuch wurde sicher stattgegeben, hatten doch
auch die Villinger ein Interesse daran, daß die
brachliegenden Felder wieder angebaut wurden und
sie den Zins daraus bekamen. Die Gruppe, die sich
als "ganze Bürgerschaft von Schwenningen"
bezeichnete, war sicher identisch mit den 37
vertriebenen Schwenningern, welche Johann
Valentin Andreae in seiner Lebensbeschreibung
nennt. Sie hatten anscheinend von Anfang an
zusammengehalten, kamen auf ihrer Flucht nach
Calw, waren dort am 10. September nach der Zerstörung
der Stadt abermals geflüchtet und schließlich
nach Balingen gekommen. Als geschlossene Gruppe
hatten sie sich wohl den Angesehensten und
Reichsten, der auf der Flucht noch fünf Pferde
mit sich führen konnte, zum Vogt gewählt: Hans
Lauffer, den Meier vom Kelnhof. Dessen Sippe war
anscheinend beisammen geblieben; nur so ist zu
erklären, daß 13 Angehörige dieser Familie zu
den ersten Heimkehrern hier gehörten.
Das
Elend der Zurückgekehrten nahm noch lange kein
Ende, denn der Krieg dauerte gerade in der Baar
noch vierzehn Jahre lang. Die Villinger
unternahmen weiterhin Raubzüge in die Umgegend
und der Villinger Magistrat mußte "das
Rauben, Brennen und Niedermachen der armen württembergischen
Untertanen" ernstlich verbieten.
1635
wechselte das Amt Tuttlingen - und somit auch das
Dorf Schwenningen - den Besitzer. Am 1. Oktober
1635 befahl der Obervogt von Themar alle Vögte,
darunter auch Hans Lauffer, zur Huldigung ins
Oberamt.
entnommen:
Benzing, Geschichte eines Grenzdorfes, Seite 197
ff.
|