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Die Rückkehr der ersten Schwenninger in ihr Dorf
nach der Zerstörung durch die Villinger (im 30jährigen Krieg)
(Person 8.966)


Am 23. Februar 1633 wurde das Dorf Schwenningen vollständig zerstört. Die Bewohner flohen in die Fremde. Am 26. September 1634, drei Wochen nach der Nördlinger Schlacht, traf in Villingen ein Bittbrief ein. - Er lautet: "Ehrnveste Mannhaff te vornehme Fürsichtige Ersame und Weiße p. Innsbesonder günstige Herrn Und Commandant. Den Herren ist zweiffels frei guottermaßenn eingedenckh Und zuowissen, wie daß mann Unß Unßern Fleckhen Schwenningen vor dißem gannz Und gar abgebrannt Und in die Äschenn gelegt, Und wür biß dato daß ellendt bauwen mießen (= in der Fremde wohnen mußten); auch hin und her mit Unßern armen Weib Und Kind widerzogen, biß daß wür alles, waß wür auß dem füer gebracht, ohne worden und verthan, an itzo auch, wo wür Quartier gehabt, widerum vertrieben worden, Und leider, gott erbarms, nit mehr haben, daß wür einen finger Verbinden kinnden, Vilweniger unß bekleiden mögen, denn Unßern Grundt Und Boden. - Als gelanngt Unßer Underthänig hochflehenlich Und Ums Gottes Barmherzügkeit willenn bittenn Und flehenn, die Herrn wollenn Uns auch widerumb Auf Unßerm grundt Und bodenn ziehenn lassen, damit wür auch widerumb ein Äckher oder Wißlein anhackhenn und bliemen(= ansäen) kunden; auch mit der zeit ein Hüttlin bauwen mögen, damit wür auch Unßer arm Weib und Kinder auch ernehren mögenn. Wo das nit geschicht Und die Herrn Unß die gnadt nit erweißen, so müeßen wür bei der höchsten warheit hungersterben, hoffen aber die Herrn werden Unß solch Unßer pitten nit abschlagenn, denn wür je Und alweegenn guotte nachpaurenn gewesen. Und wenn wür widerumb ein wenig etwaß überkommen (= erhalten), wollen wür gebenn, waß wür zue geben schuldig sind. - Actum Balinngen. Gannze Burgerschafft von Schwenningen."

Dem Bittgesuch wurde sicher stattgegeben, hatten doch auch die Villinger ein Interesse daran, daß die brachliegenden Felder wieder angebaut wurden und sie den Zins daraus bekamen. Die Gruppe, die sich als "ganze Bürgerschaft von Schwenningen" bezeichnete, war sicher identisch mit den 37 vertriebenen Schwenningern, welche Johann Valentin Andreae in seiner Lebensbeschreibung nennt. Sie hatten anscheinend von Anfang an zusammengehalten, kamen auf ihrer Flucht nach Calw, waren dort am 10. September nach der Zerstörung der Stadt abermals geflüchtet und schließlich nach Balingen gekommen. Als geschlossene Gruppe hatten sie sich wohl den Angesehensten und Reichsten, der auf der Flucht noch fünf Pferde mit sich führen konnte, zum Vogt gewählt: Hans Lauffer, den Meier vom Kelnhof. Dessen Sippe war anscheinend beisammen geblieben; nur so ist zu erklären, daß 13 Angehörige dieser Familie zu den ersten Heimkehrern hier gehörten.

Das Elend der Zurückgekehrten nahm noch lange kein Ende, denn der Krieg dauerte gerade in der Baar noch vierzehn Jahre lang. Die Villinger unternahmen weiterhin Raubzüge in die Umgegend und der Villinger Magistrat mußte "das Rauben, Brennen und Niedermachen der armen württembergischen Untertanen" ernstlich verbieten.

1635 wechselte das Amt Tuttlingen - und somit auch das Dorf Schwenningen - den Besitzer. Am 1. Oktober 1635 befahl der Obervogt von Themar alle Vögte, darunter auch Hans Lauffer, zur Huldigung ins Oberamt.

entnommen: Benzing, Geschichte eines Grenzdorfes, Seite 197 ff.

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Letzte Aktualisierung: 13.03.2003