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Das Felsische Hausbuch Teil 19
erstellt von Henrich Fels (1607 bis 1671)


 
 
Blatt 104 bis 196 hier nicht dargestellt.
Das Original des Hausbuches befindet sich im Stadtarchiv St. Gallen.
 
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ihme ein frohliche Auferstehung, und uns allen seiner Zeit ein seliges Ende durch unseren Herren Jesurn Christum, er hat neben der schwangeren Witib noch 5 Kinder hinderlassen als: Christof, Elssbeth, Weibrath, Martha, Endle.
Ady 16. Juny hat Veter Jacob Felss Hochzeit mit Ju. Sabina Schobingerin des Vet. Hs. Barthleme Schobingers eheliche Tochter, Got verleih ihnen glück und Segen.

Allhie ist auch zu einer gedachtnuss auf zu schreiben die unruhige Weynachten, so wir diss 1646 Jahr gehabt, indem die Schwedische Armee unter dem Comando dess generals Feldmarschais Vrangels eben an unserem Christag, den 25. decembre mit seiner Armee. bey dem vermeintlich vesten Bregenty angesetzt, aber nit vorner, sonder hinder dero oben vom Haagen nacher komen, da sie dann ohne sonder bahren Widerstand meister worden, die Stat Bregenz zum ersten, und darnach die Claus und

 
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das Schloss Spanenberg eingenomen, darbey sie schier keine Soldaten verlohren. In disem Bregenz haben die schwedischen eine unglaublichen Schaz von geflochten ( geflüchteten ?) Sachen und Kleinodien gefunden, dann das ganze Algow (Allgäu) und aller Adel vermeint, wann sie ihre Sachen zu Clauss hinder Bregenz haben, so sey es gar woll verwahrt an einem unüberwindlichenOrt, und gleichsam in der Mutter Maria Schoss. Es sind auch zwey grosse Schif mit den Allerköstlichsten Sachen zu Bregentz geladen gewesen, so man in allem Bermen in die Schweiz hat salvieren wollen, die haben aber auss Gotes sonderbaren Rach, wegen starcken gegenlufts nit von land komen könen, und sind also den schwedischen auch zu Theill worden. Es ist aber darbey auch nit zu vergessen der gerechten gerichten Gotes, und das es wahrsey, was unser Herr Christus sagt, mit welchem mass du missest, wirt dir wider gemessen werden. Inmassen dise Bregenzer, sowohl Burgerais Landvolck, sich schuldig gemacht
 
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an vill unrechtmassigem Gut, und dapfer haben geholfen anderen das Ihrige zu nemen in abgelofnen Jahren, und In sonderheit in pündten (Graubünden) und zu Meyenfeld, dessgleichen zu Kempten in dem Sturm A. 1633, auch zu Issne (Isny) und anderstwo, dises unrechtmässige Gut hat hernach das überige aufgefressen, und haben sich die schwedischen rühmen könen, dass sie in Bregenz solche Beüte gemacht dergleichen nit bald geschechen. Nachdem nun dise Zeitung in die Eidgenossschaft komen, ist der Sturm (Alarm) an St. Stefans Tag durch ganzen Reinthall ergangen und alle wachten best möglich dem Rhein nach bestellt worden. Allhie ist ein zimliche Confusion und Schrecken gewesen, die morgenpredig, Comunion und gemeind, da man dem Burgermeister schwert (schwört ) sind eingestellt worden, entgegen die Tromell gerühret und der erste Ausschuss aufgemahnet worden, der ist noch selbigen Abend auf Streng Anhalten der Abtischen und
 
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Reintalern (nach) Rineg (Rheineck) von da nach Altsteten comandiert worden. Alhie ist in der Stat von etlichen Hasen Herzen nits anderes gesehen worden als ein packen und Flochen (Fliehen), in Suma es ist eine solche unotige confusion gewesen, dass nit genugsam zu beschreiben, dann die Schweden sich woll hüeten haten, die Herren Eydgenossen zu Feinden zu machen.

Auf solches ist zu Weyl ein Tagsazung gehalten und von darauss etliche Herren Gesandten nach Bregentz zum General Vrangel Abgefertigt worden,der hat den seibigen vill Ehr bewisen und mit Hochstern verprochen, dass er wider die Eidgenossschaft nit alls alle Freundliche Nachbarschaft und Freündschaft begehre, widerabgewisen worden, welches auch so lang die Schweden zu Bregenz gelegen, treüwlich ist gehalten worden.

Auf solche Botschaft hat man sich in der Eydgenossschaft wider etwas zu Ruhe begeben, doch ein weg als den anderen dem Rhein nach gute wacht gehalten,

 
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es sind aber schier alle Tag vill offizier, Soldaten und Marquetender alhero und in das Reinthall komen, haben vill proviant und anders, wo sie notwendig wahren, aufgekauft und vill gelt in der Eidgeassschaft gelassen, inmassen wir auch zimlich von Ihnen erlösst, darbey ist auch nit zu vergessen, dass ob sie schon biss an den Adlersberg alles ohne einigen Widerstand, so ist doch die Stat Veld Kirch (Feldkirch) und Bludenz mit plünderung verschonet worden, und das Land nur umb ein geringe Brandsteür angelegt, und Hernach allenthalben gut regiment und disciplin gehalten worden, in massen wir eben in disem Lermen etliche kostliche Stuck wahren zu Bludenz ligen gehabt, desswegen wir Veter Daniell Zollikofer dahin gesandt, werlcher solche ohn sonderbahre Gefahr. Got lob, alhero gebracht, es haben auch die schweizer Somer mit dem Salz ohne sonderbahre gefahr fahren könen und hat man von wenig Schaden gehört. so woll zu verwundern ist.
 
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Eben in disern Lermen hat man alhie 2 Feldstück ( Kanonen) auf der Schiesshüten probiert, so da ware am Sambstag den 8. Feb., dabey vill Volck gewesen und zugesehen; es ist aber das eine Stuck (weiss nit, ob es aus verwahrlosung, weill die Kugell nit genug drunden, wie man hat sagen wollen, oder ob das Stuck überladen gewesen) versprungen, das hat zu allem Unglück Ve. David Studer seines Schwächers ( Schwagers) Stiefbruder getrofen, dass er gleich todt gebliben und Heinrich Schirmer, Feyltrager, hat es ein Hand und Bein abgeschlagen, dass er ein Stund hernach auch gestorben, einem Rossverseher, Suter genant, hat der Dunst in ein ohnmacht geschlagen, hete noch vill grösseren Schaden geschechen könen, so aber Got verhüetet hat.

Indessen hat sich Gen. Vrangel an die Stadt Lindau gemacht, selbige Starck beschosen, und vermeint selbige In Schrecken davon zu bringen, die Stadt aber hat sich seiner

 
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erwehret, etliche dapfere Schwedische Soldaten davor erschossen, underdessen ist er, Vrangell, mit etlichen schifen für die Meyeüw (Insel Mainau ) gerucket, selbige wie auch das Schloss Langen Argen ohne sonderbahre gegenwehr eingenommen, beyde Orth mehr bevestigt und woll besetzt, hernach vor Lindauw wider aufgebrochen, die Clauss und alle schanzen zu Bregentz geschleift und also selbiges Ort also unbesezt und ausgeplünderet verlassen, und mit der ganzen Armee gegen Francken geruckt.

Disen wahrhaftigen verlauf melde ich allein zu einer sonderbahren gedachtnuss dess Jamers, so in disen Landen gewesen, und dass man darbey sich erinere, wie gar auch die vestesten Orth sich vor der Rach und Straf Gotes nit selbst bewahren konen.

Nach Abzug der schwedischen haben die Ostereichischen disen pass, die Clauss, widerumb fortificiert. Gotyerleyhe, dass es zu des ganzen Lands Heyll dienen möge, und beschere der Armen Christenheit den so lang gewünschten Friden. Amen