Vorgeschichte


In der noch zum illyrischen Siedlungsraum gehörigen Landschaft fanden sich Priestergräber mit Tonplastiken möglicherweise dienender Priester einer weiblichen Gottheit aus der Zeit vor 3000 Jahren. Im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurden die Illyrer von den Germanen verdrängt. Im 7. bis 9. Jahrhundert kommen slawische Siedler hinzu. Die nördlich einsickernden Volksgruppen nehmen von der Ostsee, dem Meere, ihren Namen, "po-morje" - "am Meere" (lateinisch "mare" - Meer), "Pomoranen", Pommern, also Meeranwohner. Die südlich siedelnde slawische Gruppe schließt sich als "po-lani", Polen, "Feldbewohner", zusammen, getrennt durch die Netzelinie von den Stammverwandten im Norden; das Hin und Her der Kämpfe zwischen ihnen wärt zweieinhalb Jahrhunderte. An der bedeutenden Ausgrabungsstätte Burg Zantoch sind auch Funde zutage getreten, die unzweifelhaft wikingischer Herkunft sind und aus der Zeit des Gründers Polens, Mieszko I., stammen. Dessen zweite Namensform Dago läßt ebenfalls nordisch-germanische Abstammung erkennen.

Um das Jahr 1200 gehörte das Land östlich der Oder den polnischen Herzögen von Glogau aus dem Hause der Piasten14). Sie verkauften größere und kleinere Gebietsteile deutschen Mönchen und Rittern zur Besiedlung; südlich der Warthe wirkten die Zisterzienser von Paradies und Semmritz (später Blesen). Viele dieser Besitzungen gingen durch freundschaftliches Einvernehmen in das Eigentum der Markgrafen Johann und Otto III. von Brandenburg aus dem Geschlecht der Askanier über. Als Krönung ihrer Friedensarbeit schlossen 1254 der polnische Herzog Przemyslaw und Johann I. von Brandenburg den Vertrag von Zantoch, "damit der Friede wieder hergestellt, Totschläge vermieden und Ruhe und Frieden jenen Landesteilen wiedergegeben würden". Der Friede in "jenen Landesteilen" war nämlich seit Jahrhunderten erheblich gestört durch fortwährende Kämpfe zwischen den Pommern, die nördlich der Warthe-Netze-Linie ansässig waren, und den südlich des Stromes siedelnden Polen. Konrad, der Sohn Johanns, heiratete die Tochter Constanze des Herzog Przemyslaws und sie erhielt das Land Landsberg als Morgengabe. Am 2. Juli 1257 unterzeichnete Johann I. die Gründungsurkunde der Stadt Landsberg.

Im Jahre 1402 ging die Stadt mit der gesamten Neumark in den Besitz des Deutschen Ritterordens über, für den das Land die Brücke von seinen preußischen Besitzungen hinüber zum Reich bildete. Nach wenigen Jahren schon brach die Macht des Ordens zusammen. Kurfürst Friedrich II. von Hohenzollern übernahm 1455 das Land, das danach mit der Mark und mit dem preußischen Staate verbunden blieb. Unter der Regierung des Markgrafen Johann von Küstrin 1535-71 hat die Neumark zum einzigen Mal in ihrer Geschichte einen selbständigen Staat gebildet. Der Fürst nahm seine Residenz zu Küstrin, das er zum Sitz der Regierungsbehörden machte und zur Festung ausbaute. In der kirchlichen Einteilung des Kreises wirkten alte politische Grenzen noch lange nach: das Gebiet südlich der Warthe gehörte bis in 15. Jahrhundert zur Posener Diözese.

In Landsberg wurde die Reformation 1537 eingeführt. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als die Nachrichten aus dem Reiche immer bedrohlicher wurden und das Kriegsgeschehen immer näher rückte, wurde auch in der Neumark in Stadt und Land die Werbetrommel gerührt. Landsberg war zum Musterplatz für je eine Kompanie Reiter und Fußsoldaten bestimmt. Aus den Musterungslisten der Neumark stammen die ältesten bekannten Nachweise von Namensträgern Schmerse.

Der offene Anschluß des Kurfürsten Georg Wilhelm an den Kaiser im Jahre 1627, vom Volke, das schon um des Glaubens willen auf seiten der Gegner stand, verwünscht, wurde von entscheidender Bedeutung für das weitere Schicksal des Landes. Die Kriegsleiden dauerten bis zum Jahre 1630, der Ankunft des Schwedischen Königs Gustav Adolf in Ostbrandenburg. Auf Drängen des Kaisers mußte der Kurfürst schließlich wallensteinischen Truppen die Besetzung Landsbergs gestatten. Sie erklärten die Neumärker trotz des Bündnisses zwischen Kurfürst und Kaiser zu Feinden.

Die kaiserliche Besetzung Landsbergs wurde zu Ostern 1631 und erneut im März 1635 von den Truppen Gustav Adolfs besiegt. Die Neumark wurde Schauplatz der wechselvollen Kämpfe zwischen Kaiserlichen und Schweden, und am 19. Januar 1637 zogen die Schweden, diesmal wieder als Feinde, aufs neue in die Stadt ein. Nach erneuter Belagerung ergaben sich am 2. Juli 700 Verteidiger 200 kaiserlichen Angreifern. Im Sommer 1639 wurde Landsberg zum letzten Male in den Strudel der kriegerischen Ereignisse gezogen. Dem Angriff, den die Schweden mit großer Macht gegen Ende Juli dieses Jahres unternahmen, vermochte die Stadt nicht zu widerstehen. Landsberg blieb nunmehr bis zum Friedensschluß und noch zwei Jahre darüber hinaus in den Händen der Schweden. Sie richteten sich häuslich ein, übernahmen die Verwaltung der Stadt und des Landes und behandelten die Einwohner weiterhin so milde, daß sie mit ihren neuen Herren zufriedener waren als mit ihrem eigentlichen kurfürstlichen Statthalter.

Später erst zeigte sich, daß Stadt und Land Landsberg von allen neumärkischen Landesteilen am meisten unter dem Krieg gelitten hatten. Die beherrschende Lage am Schnittpunkt wichtiger Straßen und Übergänge, in Friedenszeiten Vorzug und sicherer Grund für Wachstum und Blüte, war der Stadt und ihrem Hinterland zum Verhängnis geworden. Zwar hat der Krieg nicht, wie in anderen Landesteilen, ganze Dörfer von Erdboden verschwinden lassen, aber die Bevölkerungszahl war außerordentlich gesunken und hat Landsberg bis an den Rand der Vernichtung gebracht. Bürger und Bauern, soweit sie vor Mord und Pest bewahrt blieben, hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. In Landsberg, das zu Beginn des Jahrhunderts 600 Bürger gezählt hatte, wohnten 1640 noch 60; noch 1660 lagen 99 Häuser ganz oder zum Teil wüst. Der überlebende Rest der Bevölkerung war völlig verarmt, Haus, Hof, Stall und Scheune lagen in Verfall, zerstört, niedergerissen, verbrannt, der Viehbestand bis auf allerdürftigste Reste vernichtet. Es fehlte an Saatgut, Bespannung und Ackergerät, und die seit Jahren unbestellten Felder waren völlig mit Busch und Wald überwachsen.

Bis zum 19. Jahrhundert unterschied man hinsichtlich der Grundherrschaft im Kreise Landsberg drei Gruppen von Dörfern: die kurfürstlichen, später königlichen Amtsdörfer, die adeligen Gutsdörfer und die der Stadt Landsberg gehörenden rathäuslichen Dörfer. Die Amtsdörfer, also die Dörfer ohne Rittergut, sind durch die Säkularisation des Klosters Himmelstädt 1539 in landesherrlichen Besitz gekommen. Die adeligen Dörfer besaßen in früherer Zeit ritterliche Geschlechter, die sogenannten Vasallen. Ihr Acker, die Ritterhufen, war von allen öffentlichen Abgaben und Lasten befreit; dagegen hatten die Vasallen die Pflicht zur Heeresfolge.

Die Stadt Landsberg besaß seit dem 14. Jahrhundert die sieben "rathäuslichen Dörfer" Borkow, Dechsel, Kernein, Eulam, Zechow, Lorenzdorf und Wepritz, dazu einen umfangreichen Anteil des Bruchlandes links und rechts der Warthe, das seit dem 17. Jahrhundert in zunehmendem Maße der Besiedlung erschlossen wurde. Die Untertanen der alten städtischen Dörfer hatten Hand- und Spanndienste für die Stadt zu leisten, waren aber außerdem auch noch dem Amte Himmelstädt dienstpflichtig; sie unterstanden der Gerichts- und Polizeigewalt des Magistrats, der dreimal jährlich gelegentlich der "Dorfreise" in jedem Ort eine Tagung abhielt. Die niedere Verwaltung der Dörfer geschah durch den von der Stadt eingesetzten Schulzen. Schon vor Beginn der staatlichen Warthebruchbesiedlung waren im städtischen Bruch die Kolonien Landsberger Holländer, Plonitz und Blockwinkel entstanden, dazu die beiden Ratsvorwerke Altensorge und Berkenwerder. Auffälligerweise lebten Schmerses bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ausschließlich in diesen Ratsdörfern.

Auf der hier zu ladenden Karte des Warthebruchs sind die von Schmerse bewohnten Orte des Landkreises Landsberg zu finden: neben Landsberg und den Bürgerwiesen insbesondere Kernein, Altensorge, Berkenwerder, Borkow, Czettritz und Dechsel, sowie etwas weiter entfernt Alexandersdorf, Pollychen, Zantoch, Wepritz und Derschau/Carolinenhof. Die Karte ist 2030 x 1448 Pixel (ca. 1 MB, bei 300 dpi: 17 x 12 cm im Maßstab 1:100.000).

Quellen:
1. Beske, H.; Handke, E.: Landsberg an der Warthe, Band I bis III, Bielefeld 1976 - 1980

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