Adolf Gueinzius, Pfarrer und Ornithologe

 Aktualisiert am 1.10.2012

Johann Heinrich Karl Adolf Gueinzius wurde am 18. August 1800 in Halle-Neumarkt geboren. [2]

1815 in den Frankschen Stiftungen in Halle eingeschult, legte er 1819 sein Abitur als Zweitbester der II. Abteilung ab. Schon während seiner Schulzeit war er der beste Freund der Familie von Münchhausen in Leitzkau, so dass er nach dem Studium zunächst Erzieher des jungen Balduin von Münchhausen auf Neuhaus-Leitzkau wurde. [2]

Er immatrikulierte sich am 30. Oktober 1819 als stud. theol. an der Universität Halle. 1832 wurde er Prediger in Mügeln und Lindwerder. [2]

Am 7. Mai 1833 heiratete er Luise Henriette Schneider. Sie war die Tochter von Johann Gottlob Schneider, Pechhüttenbesitzer in Mügeln, und Johanne Frederika Schlobach. Getraut wurde das Paar vom Superintendenten M. Camenz aus Seyda. [2]

Pfarrer und Superintendent in Prödel wurde er am 16. April 1837. Dort starb er am 24. April 1870 und wurde bei der Kirche beigesetzt. [2]

Kirche in Prödel

 

Der Ornithologe

Schon als Schüler erbettelte er sich vom Vater Geld für Patronen und Verpflegung und wandete mir seinem Freund an die Eisleber Seen. 1831 beschrieb er dieses Erlebnis im Zeitgeit seiner Zeit, der Romantik.

Den dortigen Salzsee besuchte er mehrfach mit dem von ihm bewunderten Johann Friedrich Naumann und erbeutete eine Reihe von Seltenheiten für seine Sammlung, die leider nach seinem Tode im Hause seines Schwiegersohns zugrunde ging. [3]

Sein Beobachtungsgebiet war die Gegend um Prödel, Leitzikau, Dornberg und Lödderitz, zum Teil auch Aken und Steckby. Kam Adolf Gueinzius zuweilen zu Versammlungen oder auch aus anderen Anlässen nach Magdeburg, so benutzte er gleich die Gelegenheit, hier das Vogelleben zu beobachten. In seinem "Album ornithologicum" und "Über einige höher nördlich brütende Sumpf- und Wasservogelarten, welche theils alljährlich theils zuweilen auf ihrem Zuge dem Laufe der Elbe folgend, seit dem Verlauf einiger Jahre von mir bemerkt wurden." (Album ornithologicum, den 14. März 1929) hat er alle Beobachtungen niedergeschrieben. Es war sein Bestreben, alles Beobachtete zu notieren und wenn möglich zu belegen. [4]

Er war nachweislich der erste gewesen, der in Magdeburg die Vögel beobachtet hat. [6]

Seine Beobachtungen waren so präzise, dass es nach hundert Jahren möglich war, diese bezüglich Art und Menge im Beobachtungsgebiet mit zeitgenössischen Beobachtungen zu vergleichen, um dadurch Veränderungen erkennen zu können. [4]

Auszüge aus seinen Aufzeichnungen wurden später gern zitiert und auch abgedruckt (siehe [5], [6]).

 

Beschreibung der Wanderung zu den Eislebener Seen

Etwas über Johann Friedrich Naumann

Das Beobachtungsgebiet von Adolf Gueinzius [5]

Er besaß ein außergewöhnliches Maltalent. Nach Aussage des bekannten Ornithologen Otto Kleinschmidt sind seine Vogelbilder teilweise besser gemalt als von Naumann selbst. Jener verwies auf den Unterleib in den Abbildungen des Flussfischadlers bei Naumann und Adolf Gueinzius. (Schriftliche Notiz von Adolf Gueinzius' Enkel Richard Gueinzius vom 22.2.1927.)

Drei Bände von Vogelbildern, die zum größten Teil von ihm gemalt waren, befinden sich nun im Familienarchiv. Die Vogelsammlung ging an seinen Schwiegersohn Dr. Adolf Bienengräber. [2]

Etwas über Otto Kleinschmidt

Flussfischadler - flaco haliaetos

Bei Prödel fand er 1843 eine Sterna fuscata, die er an Naumann schickte. Über sie ist, wenn auch mit falschem Datum, in den Nachträgen zu Naumann (Band 13, Seite 267) berichtet. [3] Im Naumann-Museum in Köthen befinden sich zwei von Gueinzius an Naumann gerichtete Briefe vom 27. September und 24. November 1843, in denen dies beschrieben ist. [1]

Leider veröffentlichte er nichts, trotz seiner reichen Erfahrungen in der Feldornithologie. In der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg herrschte früher der Brauch, dass die korrespondierenden Mitglieder der Gesellschaft Abhandlungen zur Verlesung und Besprechung in den Sitzungen einsandten. Unter diesen in der Bibliothek der Gesellschaft aufbewahrten Manuskripten befinden sich auch drei Arbeiten ornithologischen Inhalts von Adolf Gueinzius. Z.B. "Einige Bemerkungen über die Kolbenente Anas rufina, Pall. (Platypus rufinus (Brehm)) ihr Brüten in Deutschland betreffend", (1.6.1824) und "Einige Bemerkungen über Castor fiber L.", (11.10.1825), abgedruckt in der Zeitschrift für Säugetierkunde, Band 11, Hamburg 1936. [1]

Sie enthalten sorgfältige und ausführliche Feststellungen des Berichterstatters und geben ein anschauliches Bild der damals überaus artenreichen Ornis in den Elbauen bei Magdeburg. Besondere Bedeutung hat darin die Mitteilung vom Brutvorkommen der Netta rufina 1822 auf einem der Schilfteiche bei Dieskau in der Nähe von Halle. Die Ente war zu jener Zeit noch nicht als deutscher Brutvogel bekannt. [3]

Im April 1853 trat er der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft bei, deren Versammlungen er 1856 in Köthen, 1862 in Halberstadt, 1867 in Nienburg, 1868 in Kiel und 1869 in Kassel besuchte. [1]

Im Bericht über die 14. Versammlung 1868 in Kiel ist auf Seite 7 zu lesen: "Superintendent Gueinzius unterhält lange Zeit die Gesellschaft durch anziehende Schilderungen seiner Jagden aus den Jahren 1812 - 22 am Eislebener Salzsee, welche theilweise in Gesellschaft des Prof. Naumann gemacht wurden. Näher geht der Erzähler ein auf die Erbeutung und das jedesmalige Betragen von gar vielen Seltenheiten, wie z. B. Tringa minuta, Temminckeii, subarquata, Phalaropus rufescens, Calidris arenaria, Haematopus, Ibis falcinellus, Larus minutus, Anas rufina, etc." und auf Seite 18: "Zum Schluß erzählte noch Superintendent Gueinzius vom Vogelleben der britischen Küste und der Art, wie Engländer auf Schlitten liegend über die weichen Watten rutschten und mit mächtigen Standröhren die Pfeifentenschwärme beschössen." [1]

Der Bericht über die 17. Versammlung 1869 in Kassel berichtet auf Seite 15: "Mit großem Danke wurde ein jugendliches Jagdgedicht des Herrn Superintendenten Gueinzius entgegengenommen, welcher mit trefflichem Humor Jagden beschrieb, die er in Gesellschaft Naumanns am Eislebeber Salzsee machte. Wohl verflossen seitdem zwar viele Jahre, doch kehrte der treffliche Humor unserm Freunde nicht den Rücken und es steht zu hoffen, dass er uns im nächsten Jahr ein neues Jagdgedicht zum besten geben werde." Von den 325 Versen des Gedichtes ein Auszug: [1]

Jetzt auch zog ich hervor, die wohl verwahrten Schnepfen
Die günstiges Glück mir schon am Morgen beschieden
"Nenne sie Freund, so bat ich; Dir Kundigen ist ja Geflügel,
Jeglicher Arten bekannt, mir sind sie ein Rätsel."
Aber mit Erstaunen, hielt er in den Händen sie beide.
Sinnend in tiefen Gedanken, dann rief er mit freudiger Rede
"Welch ein gütiger Dämon, hat dir den Ruhm doch beschieden
Solchen Schufs heute zu tun? Ihn werden preisen die Freunde:
Nitzsch und der eifrige Zschorn, und Kaulfuss wird dich beneiden.
Hab' ich doch nie dies Geflügel selbst frisch in den Händen gehalten
Nur im Museum, etwa in Wien und in der prächtigen Spreestadt
Schaute ich wohl diese Fremden, die doch im Norden nur wohnen.
Island ist ihre Heimat und Tringa islandica nennt sie
Schwedens grosser Linné. Nur selten im Herbst ein Junges
Kommt so weit in das Land, doch zahllos daheim sind die Schaaren
Doch hier pranget das Kleid des alten Vogels im Frühling.
Sieh' wie im Rücken und Brust und hier die Seiten von Rostroth
Glänzen so frisch und so rein, dem Kenner ein lieblichen Anblick.
Also rief er voller Eifer, mit Freude erregendem Busen.


Doch schon auf der nächstjährigen Versammlung in Hannover wurde Adolf Gueinzius der folgende Nachruf gewidmet: "Außerdem verloren wir unseren lieben Freund, den liebenswürdigen Superintendenten Gueinzius. Er starb am 23. April d. J. zu Prödel bei Leitzkau. Manche wertvolle Beobachtung sichert ihm das Andenken der Wissenschaft und manche, durch seine humorvollen Scherze erheiterten Stunden werden uns eine treue Erinnerung an ihn bewaren." [1]

Temmincks Strandläufer - tringa temmincki und Zwergstrandläufer - tringa minuta

Zwergdommel - ardea minuta

 

Kolbenente - anas rufina, Platypus rufinus

 

 

 

 Quellen:
 [1] Hildebrandt, Hugo: Adolf Gueinzius als Volgelkundiger, Journal für Ornithologie, Heft 2 1927.
 [2] Gueinzius, Richard: Historische Nachricht von dem alten und anständigen Geschlecht Gueinzius, Handschriftliche Aufzeichnungen, Halberstadt 1913.
 [3] Gebhardt, Ludwig: Die Ornithologen Mitteleuropas, Band 1, 1964.
[4] Tischer, Heinz: Ornithologisch Interessantes für Magdeburg und Umgebung aus den Jahren 1822 - 1850; Mitteilungen der Ornithologischen Vereinigung Magdeburg, Heft 6, Dezember 1927.
 [5] Tischer, Heinz: Eine Schwanenjagd vor 100 Jahren in der Leitzkauer Gegend, im Montagsblatt Nr. 2, Magdeburg 12.1.1931.
 [6] 1. Beilage zum Magdeburger Generalanzeiger vom 22.2.1931, Örtliche Nachrichten, Säger.

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